Die Einheit des Geistes bewahren

Zusammenfassung:

Gott hat dir durch Christus unendlich viel geschenkt. Ab Kapitel 4 zeigt Paulus, wie das Leben eines Kindes Gottes aussehen soll. Deine Berufung ist heilig; daher sollen Demut, Sanftmut und Geduld deine Haltung prägen. Setze dich mit Hingabe dafür ein, die Einheit der Gemeinde zu bewahren – mit Liebe, Geduld und einem versöhnungsbereiten Herzen. Wo Spannungen entstehen, ertragt einander in Liebe und sucht aktiv die Versöhnung. Gott hat diese Einheit geschaffen – jetzt liegt es an dir, sie zu schützen und mitzutragen.

Du bist ein Kind Gottes – also lebe auch so!

Wir sind jetzt im vierten Kapitel des Epheserbriefs angekommen. Wenn du diesen Abschnitt liest, wirst du merken, dass es sich fast wie ein ganz neuer Brief von Paulus anfühlt. Denn er wechselt hier das Thema – nach drei Kapiteln, in denen er erklärt hat, was Gott durch Jesus Christus für dich getan hat. Und das ist die Grundlage unseres Glaubens. Bisher ging es nicht darum, was du für Gott tun kannst, sondern darum, was Gott für dich getan hat.

Den Ablauf stelle ich mit bildlich so vor: Paulus zeigt dir in den ersten Kapiteln eine große Schatztruhe, gefüllt mit Goldstücken. Er lässt sie durch seine Finger gleiten, breitet sie vor dir aus und sagt: „Schau, was Gott dir alles geschenkt hat.“ Er hat dir diese geistlichen Schätze gezeigt und dann ein herrliches Gebet für dich gesprochen. Aber jetzt – mit Kapitel 4 – macht er die Schatztruhe zu. Er dreht sich zu dir um, schaut dir tief in die Augen und sagt: „Ich habe dir gezeigt, was du empfangen hast. Jetzt lebe auch so, wie es einem Kind Gottes entspricht.“

Verhalte dich so, wie es einem Kind Gottes würdig ist! Und das betrifft nicht nur dich persönlich, sondern auch uns gemeinsam als Gemeinde. Denn wir sind ein Leib in Christus. Ab Kapitel 4 beginnt Paulus damit, dir ganz praktische Anweisungen zu geben: Wie du zur Ehre Gottes leben sollst, in deinem persönlichen Leben und im Miteinander als Gemeinde.

Er beschreibt, wie wir Christen miteinander umgehen sollen – und später, in Kapitel 5, auch wie Ehepaare zur Ehre Gottes zusammenleben sollen. Sogar dein Alltag ist betroffen: Wie du als Angestellter oder Student leben kannst, zur Ehre Gottes.

Diese Kapitel sind also hochrelevant für uns. Aber sie stellen keine starre Liste von Regeln und Pflichten dar. Vielmehr zeigen sie dir, wie du dein Leben im Licht dessen führen kannst, was Gott bereits für dich getan hat – und zwar aus tiefer Dankbarkeit.

Und damit starten wir jetzt in Epheser 4 und lesen die ersten sechs Verse.

1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, 2 indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt 3 und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens: 4 Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6 ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle und in euch allen.

Der Fisch auf dem Auto

Paulus sagt: Jesus hat so viel für dich getan – deshalb sollst du dein Leben so führen, wie es einem Kind Gottes würdig ist. Ich möchte dir das mit einem ganz alltäglichen Beispiel veranschaulichen: Du kennst sicher diese Fischaufkleber auf Autos. Manche Christen entscheiden sich ganz bewusst dagegen, so einen Aufkleber anzubringen – weil sie sagen: „Mein Fahrstil wäre kein gutes Zeugnis für Christus.“

Stell dir vor: Du fährst aggressiv, schneidest jemanden oder nimmst jemanden die Vorfahrt. Der Autofahrer hinter dir sieht den Fischaufkleber auf deinem Auto, bekommt einen schlechten Eindruck und denkt sich: „Aha, so sind also die Christen.“

Dein Leben predigt – wandle würdig deiner Berufung!

Aber so sollte es nicht sein. Paulus ermahnt uns und ruft uns zur Umkehr auf: Wenn dein Verhalten nicht zu deiner Berufung passt, dann ändere etwas! Du bist ein Botschafter Christi – und dein Leben spricht lauter als jedes Wort!

In Römer 2,21–24 sagt Paulus es sehr deutlich:

„Du lehrst andere – dich selbst aber lehrst du nicht? Du predigst: man soll nicht stehlen – und du stiehlst? … Der Name Gottes wird um euretwillen gelästert unter den Heiden, wie es geschrieben steht.“

Wir wollen Gott die Ehre geben und deshalb fordere ich dich auf: Achte auf dein Verhalten! Sei ein Vorbild.

Römer 12,1–2 gibt uns einen weiteren starken Impuls:

„Ich ermahne euch nun, Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer – das ist euer vernünftiger Gottesdienst. Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“

Du bist berufen zu einem neuen Leben. Du sollst verwandelt werden – nicht angepasst an diese Welt, sondern erneuert in deinem Innersten. Wie das aussieht, das zeigen uns die Kapitel 4 bis 6 des Epheserbriefs ganz konkret.

Zwei Dinge stehen im Zentrum:

  1. Einheit – weil wir eine Familie sind.
    Darum ruft Paulus dich auf, diese Einheit zu bewahren, sie zu schützen und dich dafür einzusetzen. Das ist dein Auftrag in der Gemeinde.
  2. Reinheit – weil du Teil von Gottes heiligem Volk bist.
    Du sollst anders leben als die Welt. Auch das erfordert Kampf und Mühe. Du musst dich darum bemühen, Reinheit zu bewahren.

Wir beginnen mit der Einheit. Epheser 4,2 beschreibt, was das bedeutet: Du sollst rücksichtsvoll mit anderen umgehen – „mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend.“

Und genau das wird dann herausfordernd, wenn du auf Menschen triffst, die dich nerven, die dich überfordern oder mit denen du einfach nicht klar kommst. Vielleicht gibt es sogar jemanden in deiner Gemeinde, bei dem du Angst hast, dass er dich anspricht, oder bei dem du innerlich ablehnst. Auch da ruft dich Paulus: „Ertragt einander in Liebe.“

Es ist nicht immer leicht, aber es ist notwendig – für die Einheit der Gemeinde und als Zeugnis für die Welt. So lebst du würdig deiner Berufung.

Demut und Sanftmut

Wie können wir es schaffen, einander wirklich zu ertragen? Paulus nennt in Vers 2 zwei entscheidende Haltungen, die unseren Charakter formen sollen: Demut und Sanftmut. Diese beiden Begriffe erinnern mich sofort an die Worte Jesu aus Matthäus 11, 29:

 „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“

Jesus selbst ist unser Vorbild – du kannst von ihm lernen.

Auch Galater 5, Vers 22 kommt mir in den Sinn, wo von der Frucht des Geistes die Rede ist. Wenn der Heilige Geist in dir lebt, bringt er in dir Frucht hervor – Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gib dem Geist Gottes Kontrolle über dein Leben, und diese Frucht wird wachsen.

Deshalb wiederhole ich auch Römer 12, Vers 2:

„Lasst euch in eurem Wesen verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes.“

Wehre dich nicht, wenn Gott an deinem Charakter arbeiten möchte. Lass dich verwandeln!

Langmut

Zurück zu Epheser 4, Vers 2: Neben Demut und Sanftmut nennt Paulus auch Langmut. Du kennst sicher das Gefühl, deine Rechte durchsetzen zu wollen. Wenn Dinge nicht nach deinem Plan laufen, wirst du unruhig. Doch Langmut bedeutet, gelassen und zufrieden zu bleiben – selbst wenn es nicht so läuft, wie du willst. Denk daran: Gott lenkt diese Welt. Er ist souverän und hat alles in einer Hand.

Einander in Liebe ertragen

Im zweiten Teil von Vers 2 heißt es:

„Mit Langmut einander in Liebe ertragen.“

Gerade in unserer Gemeinde ist das entscheidend. Wir sind so viele verschiedene Menschen aus so vielen unterschiedlichen Hintergründen – da braucht es Geduld, Langmut. Ohne sie könnten wir einander nicht ertragen.

Reibungen unter Christen sind unvermeidlich. Sie passieren. Und manchmal – ja, sogar das – sind sie von Gott gewollt. Sie helfen uns, reifer zu werden. Wir erleben das hier in der Gemeinde oft: kleine Spannungen, Missverständnisse, manchmal auch größere Konflikte. Aber das ist normal, weil wir so verschieden sind.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit jemand Neuem. Ich fragte ihn, wie es ihm bei uns gefällt. Seine Antwort: „Es ist ganz schön charismatisch hier, da muss ich mich erstmal dran gewöhnen.“ Auf meine Nachfrage hin sagte er: „Die Leute stehen beim Lobpreis auf, manche heben sogar ihre Hände.“ Ja – so unterschiedlich sind wir! Und Gott will, dass wir zusammenwachsen, dass wir lernen, einander zu ertragen.

Wir kommen aus verschiedenen Ländern, Kulturen, theologischen Richtungen. Manche sind eher charismatisch geprägt, begeistert vom Wirken des Heiligen Geistes. Andere sind konservativer, zurückhaltend, wenn es um Geistesgaben geht. Doch was mich freut: Ihr bemüht euch um Einheit.  Und genau das bedeutet es: einander mit Langmut in Liebe zu ertragen.

Ich weiß, einige von euch haben hier in der Gemeinde schon viel ertragen müssen – und ihr tut es in Liebe. Dafür möchte ich dir ein aufrichtiges Kompliment machen. Das ist wahre Einheit im Glauben trotz aller Unterschiede. Und das ehrt Gott.

Die Einheit bewahren

Dann schauen wir in Vers 3:

„Und dass ihr eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.“

In Vers 2 ging es noch eher passiv darum, einander zu ertragen. Doch jetzt fordert uns Paulus auf, aktiv zu werden, um die Einheit zu bewahren. Zwei Dinge sind hier entscheidend:

  1. Die Einheit ist bereits da.
  2. Wir sind aufgerufen, sie zu bewahren.

Wir sollen keine neue Einheit schaffen, keine unvereinbaren Dinge zusammenzwängen – Gott selbst hat die Einheit schon geschaffen. Paulus bezieht sich hier auf die ersten drei Kapitel des Epheserbriefes, wo er beschreibt, wie Gott Einheit zwischen Juden und Heiden gestiftet hat. Gott hat sein Haus gebaut, seinen Tempel, und wir sind darin vereint.

Adam im Paradies

Diese Einheit existiert. Du bist jetzt Verwalter. Bewahre, was Gott geschaffen hat. Dieses Wort „bewahren“ erinnert mich an die Geschichte von Adam im Paradies. In 1. Mose 2,15 heißt es:

„Und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre.“

Gott hatte die Welt erschaffen, das Paradies war vollkommen – Adam sollte dort nichts neues erschaffen, sondern erhalten, bebauen und bewahren. Diese Verantwortung, die Adam übertragen wurde, erinnert mich an unsere Aufgabe heute. Paulus fordert uns auf, eifrig zu sein, die Einheit des Geistes zu bewahren.

Einheit bewahren – Gemeinsam statt gegeneinander

Ich frage dich:  Was hast du in den letzten Wochen konkret getan, um die Einheit des Geistes zu bewahren?  Oder hast du vielleicht – bewusst oder unbewusst – etwas beigetragen, das die Einheit geschwächt hat? Hast du schlechte Stimmung verbreitet?

Paulus spricht uns direkt an. Wir sollen darauf achten, wie wir miteinander umgehen – besonders in schwierigen Momenten. Die Bewahrung der Einheit ist Arbeit.
Wenn es Streit gibt, Missverständnisse entstehen, deine Gefühle verletzt werden, du mit Entscheidungen nicht einverstanden bist oder du vielleicht eifersüchtig bist – genau dann ist es wichtig, dass du dich bemühst, die Einheit zu schützen.

Ich rufe dich dazu auf: Lass es nicht zu, dass unter diesen Umständen unsere Einheit beschädigt wird. Wenn es ein Problem gibt, dann sprich es an. Lass uns gemeinsam eine Lösung suchen.

In Psalm 133,1 steht:

„Siehe, wie fein und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.“

Lasst uns danach streben!

Geistliche Mitgliedschaft als Ausdruck der Zugehörigkeit

Für uns als Gemeindeleitung ist die Bewahrung dieser Einheit eine unserer zentralen Aufgaben. Wir möchten, dass die Gemeinde zusammenhält. Auch dazu habe ich dir einen weiteren Vers mitgebracht – aus 1. Korinther 1,10:

„Ich ermahne euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulasst, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung.“

Ein praktisches Mittel, um diese Einheit zu fördern, ist die Mitgliedschaft in unserer Gemeinde. Vielleicht hast du schon einmal das kleine weiße Büchlein gesehen, das wir ausgelegt haben. Wenn du es noch nicht kennst, frag gern danach.

Darin beschreiben wir, was unsere gemeinsamen Werte und theologischen Überzeugungen sind – natürlich nicht in allen Details, aber in den wesentlichen Punkten. Denn: Es ist weder möglich noch nötig, in allem völlig übereinzustimmen. In manchen Bereichen dürfen unterschiedliche Meinungen nebeneinander bestehen bleiben.

Wichtig ist, dass wir mit aller Demut, Sanftmut und Geduld die Spannungen aushalten, die dadurch entstehen können. Wir müssen lernen zu unterscheiden: Was ist wesentlich für unseren Glauben? Und wo ist es in Ordnung, wenn es Unterschiede gibt?

Es ist keine Mitgliedschaft wie in einem Sportverein. Es geht um eine geistliche Mitgliedschaft. Dass du sagst: Diese Gemeinde ist mein geistliches Zuhause. Ich möchte sie unterstützen, zu ihr stehen und die Einheit mitbewahren.

Es kann sein, dass du beim Lesen auf Punkte stößt, mit denen du nicht ganz übereinstimmst. Dann: Sprich mit uns darüber. Lass uns in Sanftmut und Langmut damit umgehen – und die Spannung gemeinsam tragen. Denn eines ist klar: Es wird nie möglich sein, in jedem einzelnen Punkt zu 100 % einer Meinung zu sein.

Die siebenfache Eins

Zum Schluss lesen wir die Verse 4 bis 6. Auch in diesen Verse geht es um die Einheit unter Christen. Es heißt dort:

„Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle und in euch allen.“ (Epheser 4,4–6)

Diese Worte betonen die siebenfache Eins, die Gott selbst in seiner Gemeinde sieht. Wenn Gott auf diese Welt schaut, sieht er keine denominationalen Unterschiede – er sieht eine weltweite Gemeinde, bestehend aus allen wahren Christen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer lokalen Gemeindezugehörigkeit.

Du erkennst sicher, wie oft in diesen drei Versen das Wort „eins“ auftaucht – siebenmal. Das ist kein Zufall. Es zeigt dir, wie wichtig Einheit für Gott ist. Und zugleich findest du in diesen Versen auch die Dreieinigkeit:

  • In Vers 4 wird der eine Geist genannt – der Heilige Geist.
  • In Vers 5 lesen wir von dem einen Herrn – das ist Jesus Christus.
  • Und in Vers 6 ist vom einen Gott und Vater die Rede.

Ist es nicht wunderbar zu entdecken, wie tief und kunstvoll die Dreieinigkeit in das Neue Testament hineingewoben ist?

Jetzt, am Ende, möchte ich mit dir noch einmal reflektieren, was wir heute gelesen haben:

Paulus erinnert dich daran: Du bist ein Kind Gottes. Und wenn du ein Kind Gottes bist, dann lebe auch so. Er fordert dich auf, deiner Berufung würdig zu wandeln – also in einer Weise zu leben, die dem Ruf entspricht, den du empfangen hast.

Wie das aussieht, zeigt dir Vers 2:

  • Sei demütig.
  • Ertrage die anderen – auch dann, wenn es schwerfällt. Gerade dann.

In Vers 3 wirst du aufgerufen, die Einheit aktiv zu fördern. Das bedeutet: Setze dich dafür ein, dass keine Spaltungen entstehen. Bewahre die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens.

Ende der Predigt