Die wandelnden Toten
Zusammenfassung:
Paulus stellt eine schonungslose Diagnose des menschlichen Zustands ohne Jesus: geistlich tot in Sünden, versklavt unter Welt, Teufel und Fleisch, und dem gerechten Zorn Gottes ausgeliefert. Diese Realität betrifft alle Menschen – Juden wie Heiden, Fromme wie Gottlose. Geistlicher Tod bedeutet dabei nicht Passivität, sondern ein aktives Leben im Widerstand gegen Gott. Erst vor diesem düsteren Hintergrund wird die rettende Kraft des Evangeliums in ihrer ganzen Strahlkraft sichtbar. Denn dieselbe Macht, mit der Gott Christus aus den Toten auferweckt hat, wirkt auch in der geistlichen Lebendigmachung des Sünders. Diese Wahrheit soll nicht entmutigen, sondern in staunende Anbetung und tiefe Freude über Gottes Gnade führen.
Eine böse Welt
Liebe Gemeinde, ich denke wir alle bemerken mehr oder weniger, dass wir in einer bösen Welt, in einer bösen Zeit leben. Das Reich der Finsternis tritt in all seiner Hässlichkeit immer deutlicher in Erscheinung. Es ist unübersehbar: Lüge, Perversion, Manipulation, Hass, Gewalt, Mord und Krieg sind allgegenwärtig – und durch die Medien sind wir näher dran als je zuvor. Doch das sollte dich als Christ nicht überraschen. Die Bibel ist hier sehr klar:
„Die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1. Johannes 5,19).
Das ist Gottes Wort. Es ist darum entscheidend, dass du nicht gleichförmig dieser Welt bist, sondern
“verwandelt wirst durch die Erneuerung deines Denkens” (Römer 12:2).
Diese Erneuerung geschieht, wenn das Wort Gottes – durch den Heiligen Geist – dein Herz und dein Denken verändert. Genau das wollen wir gemeinsam tun, indem wir heute in den Epheserbrief eintauchen;
„auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen.“ (Epheser 2,1–3)
Nach der Sommerpause kehren wir zurück in diesen zentralen Brief. Wenn wir die ersten drei Verse lesen, fragen wir uns: Was ist denn mit dem Epheserbrief passiert? Erinnerst du dich noch an das, was wir in Kapitel 1 gelesen haben? Die Fülle an geistlichen Segnungen in den himmlischen Regionen, die Schönheit des Evangeliums, die Kraft Gottes – es war, als hätten wir in einer Schatzkammer Gottes verweilt. Wir waren ergriffen vom Gebet des Paulus, in dem er darum bittet, dass wir erleuchtete Augen des Herzens bekommen, um drei Dinge zu erkennen:
- Die Hoffnung unserer Berufung
- Den Reichtum der Herrlichkeit unseres Erbes
- Die überragende Größe der Kraft Gottes (Epheser 1,18–19)
Doch nun verändert sich der Ton abrupt. Die Perspektive verschiebt sich: Wir steigen hinab in die Abgründe der menschlichen Existenz. Aus Licht wird Dunkelheit. Aus Hoffnung wird Verlorenheit. Warum dieser Wechsel?
Paulus – und durch ihn der Heilige Geist – will dir zeigen, wie überragend groß die Kraft und Stärke Gottes ist. Es geht darum, dass du Gottes Kraft erkennst, begreifst und anbetest. Und dafür bringt Paulus zwei Beweise. Den ersten Beweis haben wir uns bereits in Kapitel 1 angeschaut:
1. Beweis: Die Auferweckung Jesu Christi
„Er hat Christus aus den Toten auferweckt“ (Epheser 1,20)
Das ist der erste gewaltige Beweis göttlicher Kraft: Gott hat Jesus, der real und leibhaftig gestorben war, mit seiner göttlichen Macht aus dem Tod aufweweckt. Gott ist stärker als der Tod! In Kapitel 2 führt Paulus dann einen zweiten Beweis der Kraft, Macht und Stärke Gottes an:
2. Beweis: Unsere geistliche Auferweckung
„Auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, hat er mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr errettet“ (Epheser 2,5)
Der zweite Beweis ist noch näher an dir selbst. Gott hat dich – als du geistlich tot warst in deinen Sünden – mit Christus lebendig gemacht. Das ist Gottes Kraft in deinem Leben – dieselbe Kraft, die Jesus aus dem Grab holte, hat auch dich gerettet. Aus Gnade.
1. Alle tot
Um die Größe der Kraft Gottes im Evangelium zu begreifen, müssen wir zuerst verstehen, wie hoffnungslos tot wir alle einmal waren. Ich weiß, das ist kein leichtes Thema. Es schmerzt, sich der Hoffnungslosigkeit und Aussichtslosigkeit des natürlichen Menschen zu stellen. Aber genau das ist notwendig, damit wir die Bedeutung dessen erfassen, wie es in Vers 4 weiter geht mit: „Gott aber…“. Damit wir nächsten Sonntag mit aufrichtiger Freude über Gottes Gnade jubeln können, müssen wir uns heute intensiv mit dieser bitteren Wahrheit beschäftigen.
Meine Gliederung für diese Predigt kann man in einem Satz ausdrücken:
Alle tot, geknechtet, verurteilt.
Das schauen wir uns heute an – nicht nur, weil wir es müssen, sondern auch, weil wir es dürfen. Denn nur wer die Tiefe der eigenen Verlorenheit versteht, kann die Höhe der Gnade erfassen.
Wer ist „tot“?
In Epheser 2,1–3 beschreibt Paulus eine Realität, die jeden Menschen betrifft – ausnahmslos. Er beginnt mit einem betonten „euch“, womit er zunächst die Christen in Ephesus meint, die zum großen Teil Heiden waren, also keine Juden. In Vers 3 wechselt er dann zu einem betonten „wir“, womit er sich selbst als Juden einbezieht. Und schließlich endet der Vers mit: „wie auch die Übrigen“ – damit wird klar: Keiner bleibt außen vor.
Paulus macht deutlich, dass alle Menschen, Juden wie Heiden, geistlich tot sind – „tot in Vergehungen und Sünden“ (Epheser 2,1).
Diese Aussage bildet die Grundlage für die Lehre von der Einheit aller Gläubigen. Was uns verbindet – bevor uns das Evangelium rettet – ist unser gemeinsamer Zustand der Trennung von Gott.
Was bedeutet „geistlich tot“?
Wenn du verstehen willst, was Paulus hier meint, musst du bis zum Anfang der Bibel zurückgehen. In 1. Mose 2,17 sagt Gott zu Adam:
„Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben.“
Adam und Eva aßen. Aber starben sie an diesem Tag? Ja – und nein. Adam lebte noch etwa 800 Jahre weiter. Es ging also nicht um den physischen Tod, sondern um den geistlichen Tod: Die Trennung von Gott.
In Epheser 4 lesen wir, dass wir in unserem sündigen Zustand „entfremdet sind dem Leben Gottes“. Diese Trennung fand im Moment des Sündenfalls statt – und sie betrifft nicht nur Adam und Eva, sondern alle Menschen. In Römer 5,12 heißt es:
„Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod, und so ist der Tod zu allen Menschen hingelangt, weil sie alle gesündigt haben.“
Du bist nicht ausgenommen. Ich auch nicht. Wir alle sind in Sünde geboren. In Psalm 51,7 sagt David:
„Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“
Von dem Moment unserer Entstehung an sind wir geistlich tot – getrennt von Gott. Und das ist nicht nur ein Zustand, es ist eine existenzielle Realität.
Was ist das Gegenteil von geistlichem Tod?
Das Gegenteil ist das ewige Leben – und das definiert die Bibel nicht einfach als ein Leben nach dem Tod, sondern als eine Beziehung zu Gott. In Johannes 17,3 sagt Jesus:
„Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“
Gott zu kennen, in echter Gemeinschaft mit ihm zu leben – das ist Leben. Und geistlich tot zu sein heißt: Von dieser Gemeinschaft getrennt zu sein. Du lebst vielleicht, du atmest, du bewegst dich – und doch bist du tot. Tot in dem, was die Bibel „Vergehungen und Sünden“ nennt:
Epheser 2,1: “die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden”
- Übertretungen: Das bedeutet das bewusste Überschreiten von Gottes Geboten. Gott hat klare Grenzen gesetzt – und wir überschreiten sie.
- Sünden: Dieser Begriff lässt sich als Zielverfehlung übersetzen. Es geht darum, dass wir das Ziel, das Gott für unser Leben gesetzt hat – nämlich zu seiner Ehre zu leben – verfehlen.
Im Singular beschreibt Sünde unsere Natur – dass wir in Gänze den Maßstab Gottes verfehlen. Gott schaut auf uns und findet nichts, was seiner Herrlichkeit gerecht würde.
In Pluralform jedoch beschreibt „Sünden“ die konkreten Taten, die aus dieser gefallenen Natur hervorgehen. Sie sind Ausdruck einer Natur, die von der Sünde beherrscht ist. Alles, was wir denken, reden, tun – entspringt diesem Zustand. In Gottes Augen bist du daher nicht nur tot, sondern auch zu nichts zu gebrauchen, ja sogar ein Rebell und Versager. Du übertrittst aktiv seine Gebote. Vor einem heiligen Gott bist du abscheulich, getrennt – tot.
Du wandelst – bist aber gleichzeitig tot
„… in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt …“ (Epheser 2,2)
Tot bedeutet nicht untätig. Du liegst nicht einfach nur da. Nein – du lebst irgendwie. Du bist unterwegs, aktiv, du führst ein Leben. Deshalb habe ich diese Predigt mit dem Titel überschrieben: „Die wandelnden Toten“.
Du bist lebendig in deiner Aktivität – aber tot in deiner Beziehung zu Gott. Und so trägst du den Geruch des Todes mit dir: Sünde, Schuld, Verlorenheit. Deine Lebensführung – so aktiv sie auch sein mag – ist in den Augen Gottes erschreckend, ja abscheulich. Es ist ein Bild des Schreckens.
Du bist geknechtet – Welt, Teufel und Fleisch
„… gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht …“ (Epheser 2,2)
„… in den Begierden unseres Fleisches …“ (Epheser 2,3)
Dein Zustand ist nicht nur tot und aktiv – du bist auch geknechtet. Geknechtet unter drei gewaltigen Mächten:
- Unter den Lauf dieser Welt
Das gesellschaftliche Wertesystem, das dich umgibt, steht gegen Gott. Es ist ein System, das Lüge, Perversion, Manipulation, Hass, Gewalt, Mord und Krieg hervorbringt. Es ist nicht neutral, sondern zutiefst böse. Als natürlicher Mensch verhältst du dich entsprechend. Du bist Teil dieses Systems – und du folgst ihm. - Unter den Fürst, der in der Luft herrscht – den Teufel
Er ist kein abstraktes Prinzip, sondern eine reale geistliche Macht. Die Bibel nennt ihn den „Gott dieser Weltzeit“ (2. Korinther 4,4), der die Menschen verblendet, sodass sie das Licht des Evangeliums nicht sehen. Er wirkt in den Söhnen des Ungehorsams – in Menschen also, die nicht nur ungehorsam sind, sondern aus dem Ungehorsam hervorgegangen sind.Du bist von Natur aus ein Sohn des Ungehorsams. Denn aus dem Ungehorsam eines einzigen – Adam – wurde der Mensch in diese rebellische Natur hineingeboren. Deine Wurzel ist der Ungehorsam – gegen Gott, aus einem Herzen heraus, das Gott hasst und in Feindschaft gegen ihn steht. - Die Begierden des Fleisches
Das „Fleisch“ meint hier die gefallene, selbstzentrierte menschliche Natur. Natürliche Wünsche – wie Appetit, Ruhebedürfnis oder sexuelle Anziehung – sind an sich nicht böse. Doch unsere sündige Natur pervertiert sie:
– Appetit wird zu Völlerei,
– Ruhe zu Faulheit,
– Anziehung zu Sexsucht.So wird aus einem normalen Bedürfnis ein Herrscher über dein Leben. Deine Gedanken, deine Gefühle, dein Wille – all das steht unter der Macht des Fleisches.
Du bist betroffen – ob du es wahrhaben willst oder nicht
Vielleicht hast du bei den Beispielen, die ich jetzt genannt habe, innerlich schon einen Haken gemacht: „Das trifft auf mich nicht zu.“ Doch dann nennt Paulus in Epheser 2,3 auch die Begierden unserer Gedanken. Und genau hier wird es herausfordernd
Denn wer kann sich davon freisprechen?
Was sind diese Gedanken und Begierden? Hochmut, also der Stolz, wenn ich höher von mir denke, als mir gebührt. Falscher Ehrgeiz, der mich dazu treibt, Dinge aus den falschen Motiven zu tun. Oder auch die bewusste Ablehnung der Wahrheit, die Gott mir zeigt. All das spielt sich in unseren Gedanken ab – und doch beherrscht es uns.
Und auch wenn unsere moderne Gesellschaft etwas anderes behauptet: Die Bibel ist klar. Kein Mensch kommt moralisch neutral oder gar gut zur Welt. Wir alle werden als Söhne und Töchter des Ungehorsams geboren. Selbst die allersüßesten Babys sind betroffen. Ich glaube, es ist Gottes Gnade, dass Babys in schwachen Körpern zur Welt kommen. Stell dir vor, sie hätten die Kraft eines Erwachsenen, wenn sie etwas greifen und nicht loslassen wollen.
Der Zustand des Menschen ohne Gott
Wir alle sind von Natur aus tot. Tot in Vergehungen und Sünden, verkauft unter das Prinzip dieser bösen Welt. Wir sind geknechtet durch den Teufel – den Herrscher dieser Welt – und regiert von unseren sündigen Begierden.
Wenn du das liest und ernst nimmst, dann wirst du vielleicht spüren, wie hässlich dieser Zustand in Gottes Augen ist. Paulus beschreibt ihn deutlich: „Tot, geknechtet, verurteilt.“
Am Ende von Epheser 2,3 heißt es:
„wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen..“
Das bedeutet nicht, dass wir zornige Kinder sind – sondern: Wir stehen unter dem gerechten Zorn Gottes.
Was bedeutet „Zorn Gottes“?
In Epheser 5,6 lesen wir:
„Lasst euch von niemand mit leeren Worten verführen; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.“
Gottes Zorn ist real – und er wirkt auf zwei Weisen:
- Gott gibt Menschen ihren eigenen sündigen Wegen hin.
In Römer 1,24 steht:„Darum hat Gott sie dahin gegeben in den Begierden ihrer Herzen zur Unreinheit.“
Gott überlässt Menschen ihrem bösen Tun – und das geschieht schon im jetzigen Leben. Es ist ein geistliches Prinzip: Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.Wir sehen das heute sehr konkret. Menschen, die in der Perversion dieser Welt leben – etwa in der LB TQ+-Bewegung – erleben tiefe seelische Zerstörung. Viele von ihnen enden als psychische Wracks. Gott gibt sie dahin – vielleicht, damit sie zur Buße finden. - Es kommt ein Tag des Gerichts.
In Römer 2,5 heißt es:
„Aber aufgrund deiner Verstocktheit und deines unbußfertigen Herzens häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes.“
Die Schuld, die ein Mensch in seinem Leben anhäuft, wird nicht vergessen – sie wird vor Gott beglichen.
Das ganze Bild
Was Paulus in Epheser 2,1–3 beschreibt, ist keine Momentaufnahme – es ist der geistliche Zustand jedes Menschen ohne Christus. Und es betrifft alle. Mich genauso wie dich.
- Tot in Vergehungen und Sünden
- Versklavt unter die Welt, den Teufel und das eigene Fleisch
- Objekte des Zorns Gottes
Was für ein hoffnungsloses, ja düsteres Bild.
Und in diesem Zustand ist der Mensch nicht nur unfähig, sondern auch unwillig, zu Gott zu kommen. Es herrscht totale Finsternis.
Was tun wir mit dieser Erkenntnis?
Zuerst müssen wir realistisch sein. Wenn wir mit Menschen in dieser Welt reden, dann sprechen wir mit wandelnden Toten. Menschen, die nicht hören, nicht empfangen können – und es auch nicht wollen.
Bedeutet das, dass wir aufhören sollten, das Evangelium weiterzugeben? Nein.
Aber wir dürfen uns nichts vormachen: Du kannst niemanden manipulieren oder überreden, Christ zu werden. Es funktioniert nicht. Der natürliche Mensch ist geistlich tot.
Die einzige Hoffnung ist die Kraft Gottes im Evangelium. In Römer 1,16 steht:
„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt.“
Und dann kommt das große Wendewort in Epheser 2,4:
„Aber Gott …“
Das ist der Anfang einer neuen Realität. Nicht, weil du es verdient hast. Nicht, weil du dich angestrengt hast. Sondern weil Gott in seiner Barmherzigkeit eingreift. Dieses „Aber Gott“ ist deine einzige Hoffnung.
Die einzige Hoffnung
Die einzige Hoffnung für uns Menschen ist „die überragende Größe der Kraft Gottes gegenüber uns“ (vgl. Epheser 1,19). Hast du dir schon einmal vorgestellt, wie gewaltig diese Kraft Gottes sein muss, um einen geistlich toten Menschen wieder zum Leben zu erwecken? Diese Kraft ist so groß, dass sie dich zur Liebe, zum Gehorsam und zur Heiligung führen kann. Was für ein starker Gott muss das sein!
Deine Vergangenheit – ein ehrlicher Blick
Hast du angenommen, dass das dein Zustand war – tot in deinen Vergehungen und Sünden? (vgl. Epheser 2,1) Ist das wirklich deine Sicht auf dein Leben vor Christus? Besonders dann, wenn du christlich erzogen wurdest, in einem behüteten Umfeld aufgewachsen bist und dir immer wieder gesagt wurde, du seist „eigentlich ganz gut“?
Wenn du nicht erkennst, wie verdorben du selbst warst, dann bleibt deine Freude an der großen Errettung Gottes klein. Dann neigst du dazu zu denken: „Ich muss mich nur ein bisschen anstrengen, und dann nimmt Gott mich schon an.“ Aber das ist ein gefährlicher Irrtum. Die Wahrheit ist: Dein Zustand war tot, versklavt und verurteilt.
Deshalb lade ich dich ein: Nimm diese Realität an. Denk darüber nach. Bitte den Heiligen Geist, dir zu zeigen, wie verloren und hoffnungslos du warst – damit deine Freude über die Rettung umso größer wird.
Ein kleines Wort mit großer Bedeutung: „einst“
In Epheser 2,3 steht ein kleines, aber kraftvolles Wort: „einst“. Paulus schreibt:
„Unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches.“
Dieses „einst“ bedeutet: Es war einmal so. Für alle, die ihre Unfähigkeit vor Gott anerkannt und seine rettende Kraft im Evangelium erlebt haben, gibt es ein „einst“. Das bedeutet: Es hat eine neue Zeit begonnen. Ein neues Prinzip regiert in dir – nicht mehr Tod und Verlorenheit, sondern Gnade und Rechtfertigung aus Glauben. Du bist nicht mehr tot, sondern lebendig, auferweckt mit Christus. Du bist nicht mehr ein Objekt des Zorns Gottes, sondern ein Objekt seiner großen Liebe, mit der er dich geliebt hat (vgl. Epheser 2,4–5).
Ich glaube, Paulus musste sich zügeln, um nicht direkt in die Freude des Evangeliums hineinzuspringen. Aber der Geist Gottes wollte zuerst den dunklen Hintergrund zeichnen, damit das Licht des Evangeliums umso heller leuchtet.
Was das für dich bedeutet
Nimm das mit in deine Woche: Wenn du christlich aufgewachsen bist und vielleicht immer dachtest, du seist schon immer „bei Gott“ gewesen – bitte Gott offen und ehrlich, dir den ganzen hässlichen, verdorbenen Zustand deines Herzens zu zeigen. Warum? Damit du umso mehr Freude über die großartige Errettung hast.
Und wenn du heute ein „wandelnder Toter“ bist, dann lass das Licht des Evangeliums in dein Herz leuchten. Komm in deiner Verzweiflung zu dem Herrn, der gesagt hat:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch Ruhe geben“ (Matthäus 11,28).
Verbirg nichts vor Gott. Bring alle deine Sünden – in Gedanken, Worten und Taten – vor ihn. Bekenne und glaube, damit im Himmel Freude sein kann – über einen Sünder, der aus dem Tod zum Leben übergeht (vgl. Lukas 15,7).
Als Jesus am Grab des Lazarus stand, da weinte er (vgl. Johannes 11,35). Unser Herr im Himmel kennt die Not auf dieser Welt. Er ist voller Mitgefühl und Barmherzigkeit. Deshalb dürfen wir beten:
„Herr, hilf mir, das anzunehmen, wie du mich siehst. Zeig mir, wie sehr ich einen Retter brauche. Lass mich mit großer Dankbarkeit vor deinem Kreuz niederknien – dem Ort, an dem dein Sohn beladen mit meiner Schuld unter deinen Zorn ging.“