Gib uns erleuchtete Augen des Herzens
Zusammenfassung:
Ab Vers 15 begegnet uns das große Gebet des Paulus. Wir betrachten dabei den Anlass, den Adressaten und das Anliegen dieses Gebets. Paulus dankt für den lebendigen Glauben und die Liebe der Epheser. Der Adressat ist der Gott unseres Herrn Jesus Christus, zugleich der Vater der Herrlichkeit: Er wohnt in unzugänglichem Licht und ist in seiner Heiligkeit unnahbar – und doch voller Liebe, uns so nahe wie ein Vater. Paulus bittet, dass Gott die Augen unseres Herzens erleuchtet, damit wir die geistliche Wirklichkeit erkennen. Im Zentrum stehen drei Einsichten: die Hoffnung unserer Berufung, der Reichtum seines Erbes und die überragende Kraft Gottes, die in uns wirkt. Die Predigt ruft uns dazu auf, Gott tiefer zu erkennen – denn wahre Veränderung geschieht durch die Erkenntnis seiner Herrlichkeit.
Einleitung:
Liebe Gemeinde, hat der Heilige Geist uns durch die ersten drei Sonntage im Epheserbrief verändert? Haben all die dort beschriebenen geistlichen Segnungen einen Eindruck auf dein und mein Herz gemacht? Hat sich in uns eine bleibende und wachsende Freude darüber entfaltet?
Ich freue mich auf den Text, der heute vor uns liegt. Zugleich spüre ich eine gewisse Ehrfurcht – ja, fast schon eine Einschüchterung. Denn es geht um ein großes Thema: ein gewaltiges Gebet des Apostels Paulus, inspiriert durch den Heiligen Geist. Die Fülle und Tiefe dessen, was wir hier lesen, lässt sich kaum in Worte fassen. Und doch wollen wir es wagen, uns gemeinsam diesem Abschnitt zu nähern. Denn es geht um nichts Geringeres als die Hoffnung unserer Berufung, das herrliche Erbe Gottes und die überragende Größe seiner Kraft an uns Glaubenden.
Im griechischen Original ist dieses Gebet ein einziger, langer Satz mit 169 Wörtern. Schon zuvor hat Paulus in Epheser 1,3–14 in einem einzigen Satz mit 202 Wörtern die geistlichen Segnungen in Christus entfaltet. Doch das genügte ihm nicht – nicht dem Geist, nicht dem Vater, nicht dem Sohn. Deshalb folgt nun dieses gewaltige Gebet.
Ich möchte mit euch besonders drei Aspekte betrachten: den Anlass, den Adressaten und das Anliegen.
Punkt 1: Der Anlass
Was veranlasste Paulus dazu, für die Christen Epheser zu beten?
- Deshalb höre auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, nicht auf, für euch zu danken, euch erwähnend in meinen Gebeten (Epheser 1,15–16)
Der Anlass dieses Gebets ist klar: Paulus hat eine Nachricht erhalten. Vermutlich kam jemand zu ihm, der aus Ephesus berichtete – einer Stadt, in die Paulus viel investiert hatte. Und was hört er? Zwei Dinge: Glaube und Liebe.
Der Glaube der Gemeinde war lebendig – so sehr, dass andere davon berichteten. Es war ein Glaube an den Herrn Jesus, und jedes dieser Worte ist bedeutungsvoll. Es geht nicht um einen vagen Glauben – wie etwa den, dass der Wetterbericht Regen vorhersagt und wir dies Glauben. Es ist der Glaube an Jesus – was bedeutet: Gott rettet. Es ist der Glaube an das Evangelium dieses Jesus. Und es ist der Glaube an den Herrn Jesus – nicht nur der Retter, sondern auch der Herr deines Lebens.
Du kannst dich fragen: Ist dieser Glaube bei dir so real, dass andere ihn bemerken? Wird es sichtbar, dass du nicht mehr dir selbst gehörst, sondern Jesus dein Herr ist? Liebst du ihn? Und gehorchst du seinen Geboten – nicht aus Pflicht, sondern weil er dich zuerst geliebt hat?
Der Glaube bringt Frucht – und zwar in Form von Liebe. Paulus schreibt:
„…von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt“ (Epheser 1,15)
Dieser Glaube bleibt nicht für sich allein. Dieser Glaube produziert Liebe. Das ist das zweite, was Paulus in Vers 15 ausdrückt. Es geht um die Liebe zu allen Heiligen. Glaube und Liebe gehören untrennbar zusammen. Sie sind nicht optional, sie sind nicht getrennt voneinander zu denken – sie bedingen einander. Wir könnten sagen, dass die Liebe das natürliche, wesensgerechte Ausleben des Glaubens ist.
Das wird auch in Galater 5 deutlich: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe …“ (Galater 5,22). Liebe ist dort die erste genannte Frucht. Das macht deutlich: Wo der Geist Gottes wirkt, da entsteht Liebe. Nicht selektive Sympathie, sondern echte, aufopfernde Liebe – gerade zu den Heiligen, also zu allen Gliedern am Leib Christi.
Deshalb gilt: Glaube und Liebe sollten bei jeden Christen gefunden werden.
Weiter betet Paulus in Vers 16, dass er, nachdem er vom Glauben und von der Liebe der Epheser gehört hat, nicht aufhört, “für euch zu danken”
Man stelle sich das vor: Paulus, vermutlich in Gefangenschaft, bedrängt durch äußere Umstände, von Sorgen über die Gemeinden beschwert – und dann hört er diese Nachricht: In Ephesus gibt es Glaube an den Herrn Jesus und Liebe zu allen Heiligen.
Was für ein Trost! Was für eine Freude inmitten aller Not! Kannst du dir vorstellen, wie Paulus voll Freude in die Anbetung Gottes ging? Und er schreibt: Ich höre nicht auf,
- für euch zu danken und in meinen Gebeten an euch zu gedenken (Eph.1,16).
Das ist nicht nur ein schönes Detail, sondern eine ernsthafte Herausforderung an uns. Eine ganz praktische Anwendung. In 1. Johannes 3,23 lesen wir:
- „Und das ist sein Gebot, dass wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und einander lieben, wie er uns ein Gebot gegeben hat.“
Das ist keine Empfehlung. Kein Zusatz. Glaube und Liebe sind ein göttlicher Auftrag!
Und genau das stellt uns vor eine wichtige Frage: Was hört man über uns – über die Calvary Chapel Heidelberg? Wenn jemand unsere Gemeinde besucht – was würde er erzählen? Was würde ihm auffallen? Und wie sehen unsere Gebete aus? Beten wir unaufhörlich und voller Dank für unsere Geschwister – aus Anlass ihres Glaubens und ihrer Liebe zu allen Heiligen?
Lasst uns das nicht leicht nehmen. Lasst uns ehrlich prüfen. Und wenn wir erkennen, dass unser Leben nicht geprägt ist vom Glauben an Jesus und von der Liebe zu den Heiligen – dann lasst uns nicht bei dieser Erkenntnis stehenbleiben. Lasst uns Buße tun.
Das ist der Ruf, der uns durch diesen Text erreicht. Ein Ruf zur Rückbesinnung auf das, was Christus uns geboten hat: Glauben an ihn – und Liebe untereinander.
Der Adressat
Jetzt möchte ich dich mit hineinnehmen in das, was Paulus in Epheser 1, Vers 17 beschreibt – zu dem, zu dem er betet. Wenn Paulus hier von seinen Gebeten für die Epheser schreibt, dann will er es nicht versäumen, ihnen – und damit auch uns – deutlich zu machen, wer der Adressat seiner Gebete ist.
Oh, welcher Trost und welche Kraft liegen in diesen beiden Zuschreibungen! Paulus wusste ganz genau, zu wem er betet. Er richtet seine Bitten an eine ganz bestimmte Person – und ich lade dich ein, genau hinzusehen, wie er diesen Adressaten beschreibt. Denn auch du sollst diesen Gott kennen – den Gott, zu dem du beten darfst.
Paulus gebraucht zwei Zuschreibungen für den, an den er sich wendet. Die erste lautet:
- Der Gott unseres Herrn Jesus Christus
Was heißt das? Im Alten Testament bezeichnete sich Gott oft als der Gott Israels – der Bundesschließer mit Abraham, Isaak und Jakob. Er erwählte sich ein Volk zu seinem Eigentum. Nun aber, im Neuen Bund, ist er der Gott unseres Herrn Jesus Christus. Er hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (vgl. Johannes 3,16).