Erwählt und Adoptiert

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Wer ist der, vor dem wir heilig und tadellos stehen sollen?

Du fragst dich vielleicht: Wer ist der, vor dem wir aus der Ewigkeitsperspektive Gottes heilig und tadellos stehen sollen? Die Antwort darauf finden wir hier:

Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, sodass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei. (Epheser 5,25-27)

In Gottes Gedanken, in seinem Herzen, war es sein Wunsch, ein Volk zu erkaufen, Menschen, die gemeinsam heilig und tadellos als Braut vor Jesus Christus, dem Bräutigam, stehen. Siehst du, wie groß der ewige Gott über uns gedacht hat und denkt?

Alles geschieht in Liebe

Und das ist noch nicht alles. In Epheser 1,4 heißt es:

„In Liebe“

Wir sind Empfänger der göttlichen Liebe, gedrängt mit dieser Liebe. Gleichzeitig werden wir dadurch auch fähig gemacht, Gott zu lieben und einander zu lieben. Das ist das Ziel Gottes: Darum hat er dich auserwählt, darum hat er mich, darum hat er uns auserwählt.

  • Wie steht es mit deiner Bestimmung? Wächst du darin, heilig und tadellos vor ihm zu stehen, in Liebe?

Zur Sohnschaft vorherbestimmt

Paulus bleibt nicht stehen. Er ist so begeistert, dass er kaum Luft holt:

Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens. (Epheser 1,5)

Gott, der Vater, hatte nicht nur im Sinn, eine Braut für seinen Sohn Jesus Christus heilig und tadellos hinzustellen. Sein Herz hat auch schon immer dafür geschlagen, Kinder zu haben – dich und mich in die Gottesfamilie aufzunehmen. Wir sind vorbestimmt zur Sohnschaft Gottes. Das gilt für dich und das gilt für mich.

Dabei ist es wichtig, sich nicht an der männlichen Zuschreibung zu stoßen. Wer wissen will, wie sehr Gott die Rechte der Frauen schätzt, sollte 4. Mose 27 lesen.

Was bedeutet Sohnschaft?

Sohnschaft bedeutet adoptiert sein, wie es oft in den englischen Übersetzungen heißt: „Adoption“. Das meint, als Sohn eingesetzt zu werden. Jemand, der nicht Teil dieser Familie war, wird mit vollen Rechten Teil dieser Familie. Nach römischem Recht bekam ein adoptierter Sohn exakt die gleichen Anrechte wie ein leiblicher Sohn: gleiche Stellung, gleiche Vorrechte in allem, was dem Vater gehört.

Von einem armen Vater adoptiert zu werden, wäre kein großes Geschenk. Aber wir sind adoptiert von dem großen Gott aller Zeit. Wie überragend ist das! Wie groß ist dieses Geschenk, wie groß die Ehre, dass er uns zu Söhnen und Töchtern in seiner Familie macht.

Die Segnungen der Adoption

Wie kann es sein, dass Sünder aus Gnade in die Gottesfamilie hineingenommen werden? Wir dürfen seinen Namen tragen, seine Würde tragen, freien Zugang haben zu unserem Vater im Himmel und beschenkt sein mit allen Segnungen seiner Schatzkammer.

Welche Segnungen sind das?

  • Gott versorgt uns.
  • Er schützt uns.
  • Er tröstet uns.
  • Er züchtigt uns auch – und das ist wahr und wichtig, wie in Hebräer 12 steht.
  • Er hat uns ein reiches Erbe gegeben und
  • Er hat uns eine überragend große Identität in Christus geschenkt

Der Geist der Sohnschaft

All das hat er versiegelt, indem er uns den Geist der Sohnschaft gegeben hat. Dieser Geist der Sohnschaft ruft in uns „Abba, Vater“. Er befähigt uns dazu, in Not, Leid oder schwierigen Momenten intuitiv wie ein Kind nach dem Vater zu rufen.

Dieses „Abba, Vater“ ist nicht einfach „Daddy“. Es ist der Ruf, den Jesus im Garten Gethsemane ausstieß. Es ist der erste Ruf eines Kindes, das aus einem Albtraum erwacht und in seiner tiefsten Angst sofort nach dem Vater ruft. Genau diese Beziehung hat Gott gewollt – dass wir in allem zuerst zu ihm kommen.

Diese Sohnschaft ist möglich, weil Jesus Christus der Erstgeborene unter vielen Brüdern wurde. Durch ihn, den ewigen Gottessohn, dürfen wir nun alle Segnungen der Sohnschaft empfangen. Gott hat uns zuvor bestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst. Er möchte Gemeinschaft mit dir, er möchte dich bei sich haben.

Gottes freier Wille und seine Liebe

Doch warum hat Gott das getan? Was hat ihn motiviert, solches in Kauf zu nehmen? Um das möglich zu machen, hat er seinen eingeborenen, ewigen Sohn nicht verschont. Er hat ihn für dich und mich in einen qualvollen Tod und ein qualvolles Gericht geschickt. Warum? Am Ende von Vers 5 steht es klar:

Alles geschah „nach dem Wohlgefallen seines Willens“. Er hat es getan, weil es gut war in seinen Augen, weil er dich so sehr liebt. Hier liegt der wahre freie Wille: nicht der freie Wille des Menschen, sondern Gottes freier Wille, der aktiv wurde, um dich zu begnadigen, dich zu lieben und dich in seine Familie aufzunehmen.

Ich stelle mir vor, wie Gott sich gefreut hat, als er daran dachte, dich zu seinem Kind zu machen. Und so freut er sich auch heute darüber, dass du sein Kind bist. Es ist sein Wohlgefallen.

Das Ziel: Der Lobpreis seiner Gnade

In Vers 6 wird dann deutlich, wohin das alles führt:

Zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten. (Epheser 1,6)

Das ultimative Ziel des göttlichen Ratschlusses in der Auserwählung und Vorbestimmung ist der Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes. Schon vor Beginn der Zeit war seine Gnade in seinen Gedanken. Und diese Gnade soll bis in alle Ewigkeit der Grund für Anbetung sein.

Doch wie kann Gott seine Gnade zeigen? Es muss Menschen geben, die Gnade brauchen. Der Sündenfall war kein Zufall und kein Plan B. Ebenso wenig war das Kreuz ein Ausweichplan. Natürlich bleibt der Mensch verantwortlich für seine Sünde. Aber gleichzeitig war Gott am Werk, um seine Gnade zu offenbaren und dazu Menschen zu begnadigen.

Mit Gnade hat alles angefangen, schon in der Ewigkeit zurück. Diese Gnade war mit deinem Namen und meinem Namen verbunden in Gottes Gedanken und Augen.

Gnade in Christus

In Christus ist Gottes Gnade offenbar geworden, wirksam gemacht in Zeit und Raum. Von jetzt an bis in alle Ewigkeit wird diese Gnade Gottes und der Gott der Gnade angebetet. Weißt du, dass dein Name, dein und mein Schicksal eingebettet ist in Gnade – Gnade aus der zurückliegenden Ewigkeit, Gnade in Raum und Zeit und Gnade, die Anbetung hervorruft in alle Ewigkeit?

Sollten wir nicht einstimmen mit den Worten des Paulus: „Gepriesen sei ein solcher Gott“ – ein Gott, der aus Gnade gehandelt hat, der uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft in seiner Familie? Diese Gnade sei gepriesen von jetzt an in unseren Herzen bis in alle Ewigkeit.

In dem Geliebten: Jesus Christus

Diese Gnade kam zu uns „in dem Geliebten“. Das beschreibt den Ort, wo wir dieser Gnade begegnen durften, immer wieder begegnen und auch in Zukunft begegnen werden. Wer ist dieser Geliebte? Du kennst die Antwort: Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes. Darin liegt ein so großer Gedanke: Der Sohn Gottes lebt in der Liebe des ewigen Vaters. Der Vater liebt den Sohn und der Sohn liebt den Vater.

Weißt du, wo uns Gnade begegnen kann? Wenn wir durch den Geist hineingenommen werden in die Liebe des dreieinen Gottes. Genau dann, genau dort und nur dort erleben wir Gnade. Es ist unfassbar, dass du und ich jetzt in der Liebe des dreieinen Gottes leben dürfen. Wie geschieht das?

Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. (Römer 5,5)

Gehörst du dazu? Bist du ein Kind Gottes? Jubelst du darüber, dass er dich auserwählt hat? Wenn nicht, dann komm heute. Bring alles, was dich von Gott trennt. Gott kann damit umgehen und wird damit umgehen. Glaube an diesen Geliebten, glaube an den Sohn Gottes, der am Kreuz gestorben ist, damit du mit Gott ins Reine kommen kannst – ja noch mehr, damit du ein Kind Gottes wirst.

Die Identität des Kindes Gottes: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

Aber was ist mit uns, die wir Kinder Gottes sind? Wie beeinflusst das unsere Identität im täglichen Leben? Dazu möchte ich dir ein Bild vorstellen: Du kennst das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus Lukas 15. Wer ist dieser Sohn? Einer, der den Vater so sehr verachtet, dass er vor dessen Tod das Erbe fordert und es dann verprasst. Am Ende landet er bei den Schweinen, hat nichts mehr, ist verschmutzt, verdreckt, gezeichnet von seinem selbstgewählten Schicksal. Dann kommt der Gedanke in seinen Kopf: „Ich gehe zurück zu meinem Vater.“

Er will sagen: „Vater, ich bin nicht würdig, dein Sohn zu heißen. Sieh, wie ich aussehe, sieh, was ich getan habe. Nimm mich als Diener, als Tagelöhner, das ist genug.“ So macht er sich auf den Weg – Kopf eingezogen, Schultern hängend. Nichts weist darauf hin, dass er einen reichen Vater hat.

Doch der Vater läuft ihm entgegen, umarmt ihn und kümmert sich nicht um sein Äußeres oder seine Vergangenheit. Er bringt das beste Gewand und überkleidet ihn damit. Er bringt den Siegelring, die ganze Würde seines Namens, und tut ihn dem Sohn wieder an. Er adoptiert ihn gleichsam erneut in seine Familie. Er zieht ihm Sandalen an die Füße und feiert ein Freudenfest.

Kannst du dir vorstellen, welch gewaltiger äußerer Unterschied innerhalb einer Stunde, ja einer halben Stunde entstand? Von einem Bettler, mittellos, arm und erniedrigt – hin zu einem reichen Kind eines reichen Vaters.

Auserwählt und gewürdigt: Dein Platz in Gottes Familie

Beim Vorbereiten hatte ich es so stark auf dem Herzen, dir das vor Augen zu führen. Denn oft nehme ich bei mir selbst und bei anderen wahr, dass wir uns verhalten wie der Sohn auf dem Rückweg – mit hängenden Schultern und gesenktem Blick. Aber in Gottes Augen sind wir so gesegnet, gewürdigt und geehrt wie dieser Sohn am Ende der Geschichte. Wir brauchen nicht mit hängenden Schultern durch diese Welt gehen. Wir können mit Würde den Namen unseres himmlischen Vaters tragen und sollten es auch tun. Wir sollten versuchen, mit Hilfe des Geistes heilig zu leben, wie unser Vater heilig ist.

Die Lehre der Auserwählung aus Gnade und der Vorherbestimmung zur Sohnschaft sollte uns demütig machen – und würdig. Denn Gott hat es getan. Er hat uns erwählt, damit niemand sich rühme. Es ist allein Gott, der das aus dir und mir gemacht hat.

Ende der Predigt.