Erwählt und adoptiert
Zusammenfassung:
Der Epheserbrief enthüllt die tiefgreifenden geistlichen Segnungen, die Gläubige in Jesus Christus erleben, beginnend mit der ewigen Erwählung aus Gottes souveräner Liebe. Diese Erwählung dient dem Zweck, uns heilig und tadellos vor Gott in Liebe erscheinen zu lassen, indem er uns von unseren Sünden reinigt. Zusätzlich hat Gott uns zur Sohnschaft in seiner Familie vorherbestimmt, wodurch wir vollen Zugang zu seinen Reichtümern und seiner Würde erhalten. Diese Adoption wird durch den Geist der Sohnschaft bestätigt, der eine intime Vater-Kind-Beziehung ermöglicht. Das gesamte Wirken Gottes, von der Erwählung bis zur Sohnschaft, zielt darauf ab, seine Gnade und Herrlichkeit durch Jesus Christus zu preisen und uns in seiner unendlichen Liebe zu verankern.
Einleitung:
Letzte Woche haben wir begonnen, uns den Epheserbrief anzuschauen, und wir haben drei Verse geschafft. Dieses Tempo werden wir auch heute beibehalten, weil einfach so viel in diesem Auftakt des Epheserbriefes enthalten ist.
Unser Ziel ist es, den Herrn durch den Heiligen Geist und sein Wort zu uns reden zu lassen. Denn es geht nicht darum, dass du genauso wieder hinausgehst, wie du hereingekommen bist. Es geht nicht darum, dass du dasselbe denkst, wenn du wieder gehst, wie du gedacht hast, als du gekommen bist. Es geht auch nicht darum, dass du dasselbe fühlst. Sondern das Ziel ist, dass der Herr durch seinen Geist wirklich etwas an dir verändert. Genau das brauchen wir.
Unser unvergänglicher Schatz: Die Segnungen in Christus
Letzten Sonntag hat der Geist Gottes damit begonnen, uns den Reichtum und die unübertroffene Schönheit der Segnungen zu zeigen, die unser Vater uns gegeben hat. Wir haben gesehen, dass es sich um geistliche, nicht materielle Segnungen handelt. Diese Segnungen finden wir deswegen auch in den himmlischen Örtern und nicht primär hier auf dieser Erde. Es sind geistliche Segnungen, die du nur in und durch die Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus genießen kannst.
Wenn Christus in dir lebt und du in ihm lebst, dann bist du gleichsam schon versetzt in den Himmel. Das ist das, was Paulus uns letzte Woche vorgestellt hat. Wie schön ist doch der Gedanke, dass keine Not, kein Leid, so schlimm es auch sein mag, keine Schwierigkeit in dieser materiellen Welt dir den Genuss der geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern rauben kann.
Mein Wunsch ist, dass wir als Gemeinde insgesamt, aber auch du ganz persönlich, wirklich darin lebst – dass du dich in den himmlischen Örtern aufhältst und den Segen aus der Gemeinschaft mit unserem Herrn dir wirklich zu eigen machst, ihn als Schatz wertschätzt und genießt.
Heute betrachten wir die Verse 4 bis 6. Zum Einstieg lesen wir zusätzlich Vers 3:
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Regionen in Christus, wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe. Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten.
In Vers 3 hat Paulus die Tür zur himmlischen Schatzkammer weit aufgerissen und uns hineingeführt. Ab Vers 4 nimmt er uns an die Hand und zeigt uns einen Gegenstand dieses Schatzes nach dem anderen. Wir werden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Die erste Segnung: Unsere Erwählung in Christus
Was ist diese erste geistliche Segnung, die uns Paulus hier zeigt?
Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt (Epheser 1,4)
Die erste geistliche Segnung, die uns der Heilige Geist nun vorstellt, ist die Auserwählung. In der Logik dieses Abschnittes können wir sagen: Gepriesen sei Gott für die Auserwählung! Denn was Paulus hier tut, ist mächtig. Er geht in seinen Gedanken zurück in die vergangene Ewigkeit, in eine Zeit, bevor die Schöpfung wurde, ja, bevor die Zeit begann. Eine Zeit, in der der dreieinige Gott völlig zufrieden in sich selbst existierte und nichts anderes.
Und in dieser zurückliegenden Ewigkeit tat Gott etwas. Völlig unbeeinflusst, völlig selbstbestimmt. Was tat er? Gott erwählte uns. Ein ganz einfacher Satz. Subjekt, Prädikat, Objekt. Gott ist der Handelnde, er erwählt, er sucht aus, und wir sind das direkte Objekt des Handelns Gottes
Auserwählung verstehen: Altes und Neues Testament
Die Lehre der Auserwählung ist eine klare biblische Lehre. Daran musst du festhalten, auch wenn gelehrte Menschen und kluge Köpfe seit Jahrhunderten über das genaue Verständnis streiten. Um ein besseres Bild dieser Lehre zu bekommen, lass uns ein paar wenige Stellen anschauen. Diese Lehre ist nicht neu und nicht erst neutestamentlich, sondern sie findet sich bereits im Alten Testament. So lesen wir:
Denn ein heiliges Volk bist du für den HERRN, deinen Gott; dich hat der HERR, dein Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn seist. (5. Mose 7,6)
Hier hat Gott das Volk Israel aus allen anderen Völkern erwählt. Da ist eine große Gruppe von Völkern, und Gott wählt eines.
Warum Gott erwählt: Nicht wegen deines Wertes
Wenn du in der Eisdiele stehst, wählst du die Sorte, die dir am besten gefällt, von der du dir den besten Geschmack erhoffst. Aber das ist nicht, wie Gott auserwählt. Deshalb steht dort:
Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat der HERR sein Herz euch zugewandt und euch erwählt — denn ihr seid das geringste unter allen Völkern. sondern weil der HERR euch liebte (5. Mose 7,7-8a)
Die Erwählung Gottes ist nicht motiviert durch einen Wert im Objekt, also im Volk oder in der Person, sondern sie ist allein souverän motiviert, aus einem Herzen Gottes voller Gnade und Liebe. Der HERR liebt dich. Er legt seine Zuneigung auf dich, nicht weil etwas Liebenswertes in dir zu finden wäre.
Gottes Souveränität in der Erwählung
Springen wir ins Neue Testament, in Römer 9, ein Kapitel, das du unbedingt einmal lesen solltest, weil du dort viel über die Auserwählung lernst:
Denn zu Mose spricht er: »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und über wen ich mich erbarme, über den erbarme ich mich«. So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. (Römer 9, 15-16)
Mit anderen Worten: Gott entscheidet, wen er begnadigt, und er entscheidet, wem er sich erbarmt. Anstrengung und Mühe machen dich nicht wählbarer in den Augen Gottes. Es liegt nur an dem souveränen, begnadigenden Gott.
Die Frage nach dem freien Willen
Jetzt könntest du fragen – und vielleicht denkst du genau das: „Moment mal, habe ich mich nicht für Jesus entschieden? Habe ich mich nicht entschieden, ihn anzunehmen, ihn in mein Herz aufzunehmen? Habe ich nicht geglaubt aus freier Entscheidung?“ Bedeutet diese Lehre der Auserwählung etwa, dass Gott mechanisch funktionierende Roboter geschaffen hat? Hat der Mensch keinen freien Willen? Und warum fordert Gott den Menschen dann immer wieder auf, Buße zu tun und zu glauben, wenn doch eh alles schon vorherbestimmt ist? Sagt Gott nicht selbst in seinem Wort, dass er die Menschen für ihr Tun und ihre Entscheidungen verantwortlich hält?
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. (Johannes 3,16)
Lehrt dieser Vers nicht klar, dass der Akt des Glaubens Errettung bringt? Rettet uns also unser Vertrauen auf Gott vor dem ewigen Verderben?
Apostelgeschichte 13,48
ls die Heiden das hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn, und es wurden alle die gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren.
Hier wird deutlich, dass diejenigen glaubten, die zuvor zum ewigen Leben bestimmt waren. Andere eben nicht. Dieser Vers wiederum spricht klar davon, dass die göttliche Bestimmung dem Glauben vorausgeht.
Markus 8,34
Und er rief die Volksmenge samt seinen Jüngern zu sich und sprach zu ihnen: Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!
Jesus richtet hier einen klaren Aufruf an deinen Willen. Es geht um eine bewusste Entscheidung, ihm nachzufolgen, sich selbst zu verleugnen und das eigene Kreuz auf sich zu nehmen.
Römer 9:
Was wollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne! (Römer 9,14)
Nun wirst du mich fragen: Warum tadelt er dann noch? Denn wer kann seinem Willen widerstehen? (Römer 9,19)
Paulus greift die Frage nach Gottes Gerechtigkeit auf: Ist Gott unfair, wenn er erwählt? Die Antwort ist eindeutig: Gott ist gerecht in allen seinen Wegen. So lesen wir auch im Psalm:
Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen (Psalm 145,17)
Sowohl die Lehre der Auserwählung durch Gott als auch die Lehre der Verantwortlichkeit des Menschen sind biblisch. Und auch wenn beide Lehren für uns begrenzte Menschen in scheinbarem Widerspruch stehen, sollten wir beides annehmen.
Spurgeon hat gesagt, diese beiden Wahrheiten sind wie zwei Gleise einer Eisenbahn. Sie laufen parallel, berühren sich nicht, aber gerade so kann der Zug fahren. Diese Haltung fordert Demut: Gott hält beides in perfekter Balance.
Epheser 1,4
Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe. (Epheser 1,4)
Kannst du erfassen, dass Gott vor Grundlegung der Welt an dich gedacht hat? Er sah dich mit all deinen Sünden und doch legte er seine Zuneigung auf dich. Er hat sich entschieden, dir gnädig zu sein und dich zu lieben.
Was war Gottes Ziel mit unserer Auserwählung? Damit wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe! Gott hat dich nicht erwählt, weil du heilig warst. Er hat dich erwählt, damit du heilig wirst. In seinen Augen warst du weder heilig noch tadellos – du warst tot in deinen Vergehungen und Sünden. Doch er wollte dich nicht in diesem Zustand lassen. Er wollte dich heilig und tadellos sehen, vor ihm.