Der heilige Tempel Gottes
Zusammenfassung:
Ab Epheser 2,19 malt Paulus drei eindrucksvolle Bilder, um zu beschreiben, wer wir als Christen sind: Wir sind nicht länger Fremde, sondern besitzen volles Bürgerrecht im himmlischen Königreich – mit einer neuen Identität, geführt von Gottes Gerechtigkeit und Liebe. Doch Gott nennt uns nicht nur Bürger, sondern Familienmitglieder – Hausgenossen, die geliebt, angenommen und zu Hause sind bei ihm. In dieser innigen Gemeinschaft offenbart sich Gottes tiefe, persönliche Zuwendung zu jedem Einzelnen. Und schließlich sind wir Teil eines wachsenden Bauwerks – ein heiliger Tempel, gegründet auf Jesus Christus, den Eckstein. So wird die Gemeinde zur geistlichen Wohnung Gottes – durch seinen Geist belebt und von seiner Gegenwart erfüllt.
Vorher-Nachher Bilder
Vorher-Nachher Bilder bringen uns zum Staunen, weil sie zeigen, wie groß eine Veränderung sein kann. Auf der einen Seite sieht man das Vorher: z.B. ein kaputtes Auto, ein verwahrloster Hund, ein unbewohnbares Haus. Doch daneben sieht man das Nachher: restauriert, gepflegt, schön – und das sieht ziemlich beeindruckend aus.
Aber die Aussage dieser Bilder geht noch tiefer. Sie zeigen nicht nur die äußere Veränderung, sondern erzählen auch von der Größe dessen, der diese Veränderung bewirkt hat. Da ist jemand, der mit hingebungsvoller Liebe gehandelt hat, mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und mit einer bewundernswerten Ausdauer.
In unserer Predigtserie durch den Epheserbrief befinden wir uns heute im zweiten Kapitel. Dort begegnen uns auch Vorher-Nachher-Bilder.
Bild 1- individuell – vertikal
Das erste Bild finden wir in den Versen 1 bis 10. Da heißt es:
„die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden“ (Epheser 2,1)
Wir waren gefangen in der Welt, im Einfluss des Teufels und unserer eigenen Begierden. Wir standen unter dem gerechten Zorn Gottes. Doch dann kommt das Nachher-Bild, das Paulus uns gezeichnet hat:
„aus Gnade seid ihr errettet!“ (V. 5).
Gott hat uns:
„mit dem Christus lebendig gemacht … mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen Regionen“ (Epheser 2,5-6)
Wir sind nun:
„seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat“ (Epheser 2,10)
Dieses Bild beschreibt unsere individuelle, vertikale Transformation – unsere Beziehung zu Gott. Und wie bei den Bildern zu Beginn stellt sich die Frage: Staunst du über diese Veränderung? Und noch wichtiger: Staunst du über den, der sie vollbracht hat? Über seine Liebe, seine Fähigkeit, seine Kraft?
Bild 2 – gemeinschaftlich – horizontal
Im zweiten Teil von Epheser 2, in den Versen 11 bis 18, sehen wir ein weiteres Vorher-Nachher-Bild. Vorher waren wir:
„ohne Christus, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung; ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt“ (Epheser 2,12)
Feindschaft und Trennung prägten unser Miteinander – besonders zwischen Juden und Heiden. Doch das Nachher lautet:
„Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Christus. Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht“ (Epheser 2,13+14)
„denn durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist“ (V. 18)
Dieses Bild zeigt unsere gemeinschaftliche, horizontale Transformation – unsere Versöhnung untereinander.
Und nun frage ich dich: Staunst du nicht noch viel mehr darüber, wer hinter dieser Veränderung steht? Wie groß muss jemand sein, um aus Verlorenen Errettete zu machen und aus Feinden eine Familie?
Beachte auch die Reihenfolge dieser beiden Bilder. Zuerst kommt die individuelle, vertikale Veränderung – dein persönlicher Friede mit Gott. Erst darauf folgt die gemeinschaftliche, horizontale Veränderung – der Friede untereinander. Daraus folgt eine wichtige Wahrheit: Nur wenn du Frieden mit Gott hast, kannst du wahrhaftig Frieden mit anderen leben.
Und diese Wahrheit verpflichtet uns. Wenn du sagen kannst:
„Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott“ (Römer 5,1)
…dann solltest du alles daransetzen, auch Frieden mit deinen Mitmenschen zu leben. Denn das ehrt Gott.
Für die heutige Predigt habe ich drei Ziele:
- Du sollst deine Identität und Zugehörigkeit in Christus verstehen.
- Du sollst deine Bestimmung erkennen – wofür du geschaffen bist.
- Du sollst den anbeten, der dich so sehr geliebt hat.
Lass uns nun gemeinsam den Predigttext lesen aus Epheser 2,19–22.
So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.
Dieser Text beschreibt das Endergebnis der Veränderung, die Gott in Christus bewirkt hat. Es ist ein Ziel, das mich in Ehrfurcht staunen lässt: Wir als Gemeinde – du und ich – sind schon immer das Ziel des liebenden Handelns Gottes gewesen.
Alles, was Gott durch Christus getan hat, hatte genau dieses Ziel: Dass es eines Tages – und das ist schon vor über 2000 Jahren geschehen – ein geistliches Wohnhaus für Ihn geben würde. Du verstehst, was das bedeutet? Wir als Gemeinde sind die Krone seiner Gnadenhandlungen mit der Menschheit.
Gott schaut mit liebevollen, stolzen und freudigen Augen auf uns, wenn wir ihm dienen. Und mehr noch: Er nimmt Wohnung in unserer Mitte. Wie mächtig ist diese Gnade!
Um uns einen Vorgeschmack davon zu geben, benutzt Paulus drei starke Bilder, um zu beschreiben, wer wir jetzt sind:
- Eine Bürgerschaft im Königreich Gottes
- Hausgenossen, oder auch familienangehörige Gottes
- Einen heiligen Tempel, als eine Behausung Gottes
1. Bürgerschaft im Königreich Gottes
„So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (Epheser 2,19)
Wir waren einmal staatenlos, entrechtet, Fremde und Außenseiter. Unser König war der Teufel, unser Gesetz war Gesetzlosigkeit. Unsere gemeinsame Sprache war die Lüge, unser Licht war Finsternis. Unsere Gewohnheit war Sünde und Hass, und unsere einzige Sicherheit war der Tod.
Aber jetzt? Jetzt sind wir Mitbürger der Heiligen – und selbst zu Heiligen geworden. Gott ist unser König, und er regiert in absoluter Gerechtigkeit. Unsere Sprache ist jetzt Wahrheit und Liebe. Unser Licht ist das Lamm Gottes und das Wort Gottes. Unsere Sicherheit ist der Herr selbst, unser guter Hirte.
Wir sind nun geschützt vor allen Feinden, denn unsere Zukunft ist herrlich und gewiss. Gott sei Dank, dass er uns aus Gnade errettet hat. Er hat uns herausgeholt aus dem Reich der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
Als Bürger dieses neuen Reiches haben wir nun Zugang zum König – und Anteil am Reichtum der geistlichen Segnungen, die uns darin offenstehen. Gott hat dich lebendig gemacht, dich neu gemacht – und dann verbunden mit einer Gemeinschaft der Heiligen.
Wir haben eine neue Staatsangehörigkeit, eine neue Identität in einem Reich, das ewig besteht. Was für ein Gedanke! Denk einmal darüber nach, was das bedeutet. Die Strukturen dieses himmlischen Staates sind geprägt von göttlicher Ordnung:
- „Einer trage des anderen Last.“
- „Der Erste unter euch soll euer Diener sein.“
Was für ein wunderbarer Staat, in dem wir Bürger sein dürfen!
Doch mit Bürgerrechten kommen auch Bürgerpflichten. Und als Erstes steht:
- Treue und Gefolgschaft gegenüber unserem König.
- Unterordnung unter seine Ziele.
Denk an den Aufruf: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ - Selbstlosigkeit gegenüber unseren Mitbürgern.
Und noch etwas ist entscheidend: Im himmlischen Reich gibt es keine doppelte Staatsbürgerschaft. Wir können nicht gleichzeitig Bürger des Himmels und Bürger dieser Welt sein.
Früher waren wir Fremdlinge gegenüber dem Königreich Gottes. Jetzt aber sind wir Fremdlinge gegenüber der Welt, aus der wir kamen. Unser Bürgertum ist im Himmel, wie es im Philipperbrief heißt.
2. Hausgenossen Gottes (Vers 19)
Paulus erweitert nun das Bild und spricht davon, dass wir auch Hausgenossen Gottes geworden sind. Nicht mehr Fremde oder Gäste, nicht mehr ohne Zugehörigkeit, sondern Hausgenossen. Paulus beschreibt damit, dass wir zu Gottes Familie gehören. Es geht hier nicht mehr nur um Rechte oder Zugang wie beim Bild der Bürgerschaft, sondern um etwas Tieferes – Zugehörigkeit und Liebe.
Gott ist nicht nur König – er ist unser Vater. Und weil er Vater ist, hat er dich und mich adoptiert. Das konnten wir schon im ersten Kapitel des Epheserbriefes lesen. Du bist in seiner Familie willkommen. Du gehörst hierher. Bildlich gesprochen: Deine Zahnbürste steht im Becher im Badezimmer, und dein Name steht mit auf dem Klingelschild. Das ist dein Zuhause – hier ist Familie.
Jeder von uns hat diesen Moment erlebt – zu einem bestimmten Zeitpunkt hat Gott uns aus dem Tod ins Leben gebracht. Vielleicht erinnerst du dich genau an diesen Tag. Aber wann hat Gottes Familie überhaupt angefangen? Nicht mit dem ersten Gläubigen, nicht einmal mit der Schöpfung. Nein, in der Ewigkeit – mit der Liebe des ewigen Sohnes zum ewigen Vater. Diese ewige Liebe ist der Ursprung der Familie Gottes, in die du heute hineingenommen bist.
In Titus wird unser altes Leben beschrieben: verhasst und einander hassend. Doch Gott hat dich und mich aus Gnade herausgenommen – und hineingesetzt in das Maximum an Liebe, das es geben kann: die ewige Liebe des dreieinigen Gottes.
Erkennst du, wie großartig Gottes Plan ist? Dass er dich schon von Ewigkeit her im Blick hatte, dich ganz persönlich? Er hat gesagt: „Dieser Mensch wird einmal Teil meiner geliebten Familie sein.“ Nicht, weil du so besonders wärst, sondern einfach, weil er dich liebt.
Dieses Bild ist wunderschön – aber wie jede Familie hat auch Gottes Familie Regeln. Und auf diese wird der Epheserbrief noch ausführlich eingehen, besonders in den Kapiteln 4 bis 6.
Heute aber möchte ich dir eine ganz grundlegende Familienpflicht vorstellen – eine Regel aus Gottes Hausordnung. In 1. Johannes 4 heißt es:
Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, so sind auch wir es schuldig, einander zu lieben. (1. Joh 4,11)
„Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht? 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.“ (1. Joh 4,20+21)
Das ist klar und unmissverständlich. Aber achte auf die Reihenfolge: Wir müssen zuerst von Gott geliebt sein, damit wir wirklich lieben können – so, wie es hier gemeint ist. Doch ab dem Moment, wo du geliebt bist – und das bist du – hast du keine Ausrede mehr. Dann ist es deine Pflicht, deine Familienpflicht, einander zu lieben.
3. Ein heiliger Tempel
Nachdem Paulus die Gemeinde Gottes – bestehend aus allen Gläubigen, sowohl aus den Juden als auch aus den Heiden – bereits als ein vereintes Königreich und als Familie Gottes beschrieben hat, führt er dieses Bild ab Vers 20 weiter und spricht nun von einem Haus.
Er beschreibt das Fundament, den Eckstein, die Struktur und die einzelnen Steine. Dabei hebt er besonders den Zusammenhalt, das Wachstum und schließlich den Zweck dieses geistlichen Baus hervor.
„auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist.“ (Epheser 2,20)
Unser Fundament ist das Evangelium, gegeben durch die Apostel und treu weitergegeben durch die neutestamentliche Propheten. Dieses Evangelium dürfen wir heute im Neuen Testament lesen. Christus selbst ist der Eckstein – der erste, zentrale Stein, sorgfältig gesetzt und ausgerichtet, an dem sich jeder weitere Stein orientieren muss. Ohne einen geraden Eckstein kann kein stabiles Gebäude entstehen.
„Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3,11)
Es ist so wichtig, dass wir das nie aus dem Blick verlieren: Wenn wir als Gemeinde standfest bleiben wollen, dann müssen wir unerschütterlich ausgerichtet sein – am Eckstein, gegründet auf diesem einen Fundament: Jesus Christus selbst. Jede Gemeinde, die sich von der Grundlage der apostolischen Lehre und des Evangeliums entfernt, wird früher oder später Schaden nehmen – und letztlich zusammenbrechen.
Wenn du mit Bausteinen spielst, weißt du: Ist der unterste Stein schief, wird dein Turm wackelig. Nur ein fester, gerader Grundstein erlaubt es, hoch und stabil zu bauen. So ist auch die Gemeinde fest gebaut – auf Christus hin ausgerichtet, mit ihm als Grundlage.
Dieses Gebäude wächst – aber nicht wie eine Baustelle, sondern organisch, lebendig, denn das Wachstum geschieht in Christus. Immer wieder betont Paulus: in Christus. In ihm sind wir gesegnet, versetzt an himmlische Orte – und nur in ihm wächst dieses Gebäude.
„in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“ (Epheser 2,21)
Es gibt verschiedene Übersetzungen, aber mir gefällt besonders dieser Ausdruck: „wohl zusammengefügt“. Das zeigt die Weisheit und Sorgfalt des Baumeisters. Er sieht sich jeden einzelnen Stein genau an. Passt er? Muss vielleicht eine Ecke abgeschlagen werden? Der Baumeister sorgt dafür, dass jeder Stein seinen Platz findet, nicht nebeneinander wie zwei lose Türme, sondern verbunden, versetzt gebaut, damit Stabilität entsteht.
Jeder Stein gibt dem anderen Halt. Die Gemeinde wird nicht einfach irgendwie zusammengewürfelt, sondern sorgfältig durch Christus zusammengesetzt. Und nur so, wo er zusammenfügt, wächst das Ganze.
Und was ist das Ziel dieses Baus?
„… zu einem heiligen Tempel im Herrn.“ (Epheser 2,21)
Paulus spricht hier von uns – vom Volk Gottes. Alles, was der Herr an und mit uns tut, hat ein Ziel: dass wir ein heiliger Tempel Gottes sind, in dem er selbst in unserer Mitte wohnt.
Ja, das gilt auch persönlich. In 1. Korinther 6 lesen wir, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Das stimmt für jeden Einzelnen von uns. Doch der gemeinschaftliche Aspekt – das Zusammenspiel der gesamten Gemeinde, wie wir miteinander aufgebaut sind – ist noch größer.
Warum muss der Tempel eigentlich heilig sein? Weil der Gott, der darin wohnen will, heilig ist. In den Psalmen lesen wir, dass Heiligkeit seinem Haus geziemt – es gehört sich so.
„Deinem Haus geziemt Heiligkeit, o HERR“ (Psalm 93,5)
Wie lesen weiter in Vers 22:
„in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.“ (Epheser 2,22)
Wir lesen: „In ihm…“ – damit ist der Herrn gemeint. Es lässt sich aber auch auf den Tempel selbst beziehen, denn letztlich ist beides eins. Jesus Christus selbst ist der Tempel. Im Johannesevangelium lesen wir, wie er im Blick auf den herodianischen Tempel sagt:
„Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten!“ (Joh. 2,19)
Der Bau dieses Tempels hatte 46 Jahre gedauert, doch Jesus sprach vom wahren Tempel Gottes – von seinem Leib. Die Jünger verstanden, dass er von seinem Leib redete.
Wer ist der Leib Christi in der jetzigen Zeit? – Wir! Wir als Gemeinde sind der Leib Christi. Wir sind der Tempel. Und deshalb wirst auch du persönlich in diese göttliche Struktur mit eingebaut, damit wir gemeinsam eine Behausung Gottes im Geist sein können.
Das ist das Ziel von Gottes gnädigem Heilsplan mit der Menschheit:
Ein Gott. Ein Volk. Eine Familie. Ein Tempel. Gott in unserer Mitte.
Wenn wir uns wie heute an einem Sonntagmorgen versammeln, ist das ein sichtbarer Ausdruck dieser tiefen geistlichen Wahrheit. Doch hast du Augen dafür? Bist du dir bewusst, dass du in die Gegenwart eines heiligen Gottes trittst?
Die Heilige Gegenwart Gottes
Denk zurück an das Alte Testament: Immer wenn Gott seine Herrlichkeit offenbarte, geschah etwas Gewaltiges. Als die Stiftshütte eingeweiht wurde, kam die Herrlichkeit Gottes mit Feuer und Rauch, und niemand konnte im Heiligtum bleiben. Oder erinnere dich an 4. Mose 16, an die Rebellen Datan und Abiram, die sagten: „Warum dürfen nur die Priester in die Nähe Gottes?“ Sie versuchten, sich eigenmächtig Zugang zur Gegenwart Gottes zu verschaffen – und wurden von der Erde verschlungen.
„Am Morgen, da wird der HERR kundtun, wer sein ist und wer heilig ist, dass er ihn zu sich nahen lasse.“
– 4. Mose 16,5
Oder erinnere dich an Ussa, der die Bundeslade berührte – und dafür auf der Stelle starb. Niemand konnte vor der Heiligkeit Gottes bestehen. Und jetzt frage ich dich: Wie können wir dann heute ohne Angst in seine Gegenwart treten? Sind wir heiliger als die Menschen im Alten Testament?
Das Blut des Lammes – Dein Zugang zur Herrlichkeit
Warum kannst du voller Freude kommen, obwohl der gleiche heilige Gott hier gegenwärtig ist – ein Gott, dessen Heiligkeit dich in einem Moment vernichten könnte?
Die Antwort liegt in Jesus Christus.
„Jetzt aber seid ihr in Christus Jesus, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden.“
– Epheser 2,13
Das Blut Christi – nur dieses Blut schützt dich vor dem Zorn Gottes und öffnet dir zugleich den Zugang zu ihm als deinem liebenden Vater. Als Jesus Christus am Kreuz hing, beladen mit meiner und deiner Schuld, hat Gott ihn zerschlagen, wie wir es verdient hätten. Damit sein Blut auf uns gesprengt wird, wie es in Hebräer 9 heißt – und uns reinigt.
„Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.“
– Hebräer 9,22
Nur wenn das Kreuz eine historische Tatsache ist, nur dann können wir es wagen, in die Gegenwart Gottes zu treten. Denn:
„Alle Dinge werden durch Blut gereinigt und geheiligt.“
– Hebräer 9
Das heißt für uns: wir sind Gemeinde. Wir sind Tempel. Wir sind Behausung Gottes im Geist. Und das ist nur möglich, weil wir durch das Blut des Lammes Gottes, Jesus Christus, passend gemacht wurden. Was für ein Evangelium! Was für ein Erlöser! Was für ein kostbares Lamm Gottes!
Sollen wir darüber nicht staunen? Verstehst du nicht besser, was es bedeutet, Teil des Bundesvolkes Gottes zu sein? Lebst du diese Zugehörigkeit zur Familie Gottes?
Weißt du, dass du dazu bestimmt bist, heiliger Tempel Gottes zu sein – und dass du das nur deshalb sein kannst, weil du auf dem Fundament des geopferten Lammes Gottes stehst?
Jesus, das Lamm, hat den ganzen Zorn Gottes auf sich genommen – damit wir gemeinsam heiliger Tempel Gottes sein können.
Kannst du dir vorstellen, dass Gott, als Jesus am Kreuz hing, schon daran gedacht hat, dass es einmal dich geben würde – eingebaut in dieses Bauwerk, in diese Gemeinde hier in Heidelberg?
Und ich sage dir in aller Ehrfurcht: Ja, dafür war es ihm wert. Ja, für dich.
Deshalb bitte ich dich: Lerne, die Gemeinde Gottes mit seinen Augen zu sehen – als kostbar und bis zum Äußersten geliebt.
Ende der Predigt