Eins gemacht durch Jesus
Zusammenfassung:
Eins gemacht durch Jesus – Jesus hat die Mauern der Trennung eingerissen – Mauern zwischen Juden und Heiden, zwischen Menschen und vor allem zwischen uns und Gott. Paulus erinnert uns daran, wie hoffnungslos wir einst ohne Christus waren. Doch durch sein Blut hat Jesus uns zu Kindern Gottes gemacht und wahre Versöhnung geschaffen. Er ist unser Friede, der Menschen unterschiedlichster Herkunft zu einem neuen Leib verbindet. Diese Botschaft lädt jeden ein, Teil von Gottes Familie zu werden – ganz gleich, wie fern du dich fühlst.
Ein Bild für Gottes Versöhnung
Das Thema der Predigt heute lautet: „Eins gemacht durch Jesus!“ Und wie passend, dass wir am Freitag den Tag der Deutschen Einheit gefeiert haben. Vielleicht ist dieser Tag für dich bedeutungsvoll, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hast du dich einfach nur gewundert, warum freitags plötzlich alles geschlossen war. Aber dieser Tag erinnert uns an etwas Großes: Nach Jahrzehnten der Trennung durch den Kalten Krieg, nach Jahren von Gebeten, fiel plötzlich und unerwartet die Mauer zwischen Ost und West. Familien wurden wieder vereint.
Auch unser Predigttext heute spricht von einer Mauer – einer Trennwand. Doch diese Mauer ist weit bedeutender, denn sie betrifft nicht nur ein Land, sondern die ganze Menschheit. Es ist die Trennwand zwischen Juden und Heiden, zwischen Gott und Mensch – und Jesus hat sie niedergerissen.
Paulus schreibt in Epheser 2,11–18:
„11 Darum gedenkt daran, dass ihr, die ihr einst Heiden im Fleisch wart und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung, die am Fleisch mit der Hand geschieht 12 — dass ihr in jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung; ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. 13 Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Christus. 14 Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat, 15 indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften, 16 und um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte. 17 Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen, und den Nahen; 18 denn durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist.“
Paulus beginnt hier mit einem Aufruf zur Erinnerung. Er ruft dazu auf, zurückzublicken – so wie er es auch zu Beginn des 2. Kapitels in Vers 1 getan hat. Damals wart ihr nicht nur geistlich tot in euren Übertretungen, sondern ihr wart auch Heiden – abgeschnitten vom jüdischen Volk, getrennt von den Verheißungen Gottes.
Wo alte Grenzen fallen: Juden und Heiden vereint
In der Gemeinde von Ephesus – wie auch an vielen anderen Orten – saßen Menschen aus jüdischem und nicht-jüdischem Hintergrund gemeinsam in einer Gemeinde. Doch das war nicht selbstverständlich. Zwischen diesen Gruppen bestand ein tiefer Riss. Menschen aus jüdischen Familien hatten von klein auf gelernt, Heiden zu verachten – sie galten als unrein, unwürdig und wertlos. So sehr, dass wenn ein jüdischer Sohn oder eine Tochter jemanden aus einer heidnischen Familie heiratete, die Familie eine symbolische Beerdigung abhielt, um damit auszudrücken: Für sie war dieser Mensch gestorben.
Aber auch umgekehrt wurden Juden oft von Nichtjuden verspottet. Ihre religiösen Bräuche und Rituale galten als seltsam. Es war also beidseitige Verachtung vorhanden. Und genau diese beiden Gruppen sollten nun in der Gemeinde Jesu Christi eins werden.
Paulus schreibt hier an Menschen aus nicht-jüdischen Familien. Er will sie daran erinnern, woher sie kommen:
„die ihr einst Heiden im Fleisch wart und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung.“ (Epheser 2,11)
Diese Bezeichnung – Unbeschnittene – war mehr als nur ein äußerliches Merkmal. Für die Juden war die Beschneidung ein sichtbares Zeichen des Bundes, den Gott mit Abraham geschlossen hatte. Am achten Tag nach der Geburt wurden die Jungen beschnitten, als Erinnerung an diesen Bund. Es war ein Zeichen der Aussonderung – ein Hinweis darauf, dass sie zu Gottes besonderem Volk gehörten.
Auserwählt, um zu segnen – nicht, um andere zu beschimpfen
Aber wie kam man überhaupt in diesen Bund? Wenn wir zurückschauen ins Alte Testament, sehen wir: Gott hat alle Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen, zur Gemeinschaft mit ihm. Doch die Menschheit ist in Sünde gefallen und hat sich von Gott entfernt. Sie waren geistlich tot und getrennt von Gott.
Doch Gott ergriff die Initiative. Er wählte Abraham aus und schloss mit ihm einen Bund. Und genau bei diesem Bundesschluss gab Gott ihm eine Verheißung:
„Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!“
(1. Mose 12,2–3)
Gottes Ziel war es nicht nur, Abraham und seine Nachkommen zu segnen, sondern durch sie allen Völkern Segen zu bringen. Doch statt dieser Berufung gerecht zu werden, begannen viele – gefangen in ihrer eigenen Sündhaftigkeit – hochmütig auf andere Völker herabzublicken und sie verächtlich als „Unbeschnittene“ zu beschimpfen.
Vom Gottlosen zum Geliebten
Doch Gott hatte einen größeren Plan: Durch einen besonderen Nachkommen Abrahams – nämlich Jesus Christus – sollte dieser Segen zu allen Nationen gelangen. Und darum ruft Paulus die Heiden, also auch dich, dazu auf, dich zu erinnern, wo du herkommst. In Vers 12 heißt es:
„…dass ihr in jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung; ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.“ (Epheser 2,12)
Wir hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott in dieser Welt.
Ohne Christus zu sein ist ein tragischer Zustand – das genaue Gegenteil dessen, was Paulus in den ersten beiden Kapiteln des Epheserbriefs beschreibt. Ohne Christus bedeutet: ohne geistliche Segnung, ohne Licht, ohne Frieden, ohne Ruhe, ohne Sicherheit, ohne Hoffnung. Ohne den wahren Propheten, Priester und König.
Doch beachte, wie Paulus spricht: Immer in der Vergangenheitsform: „Ihr wart…“, „ihr hattet…“
Der Wendepunkt
Denn dann kommt der entscheidende Wendepunkt in Vers 13:
„Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Christus.“ (Epheser 2,13)
Du warst ohne Christus, jetzt aber bist du in Christus.
Du warst fern, jetzt bist du nahe gebracht worden.
Du warst weit weg von Gott – jetzt bist du wieder aufgenommen in Gottes Familie.
Und wodurch ist das geschehen? Nicht durch irgendeine religiöse Leistung, nicht durch Anschluss an irgendeine Gruppe. Vers 13:
Ihr seid „nahe gebracht worden durch das Blut des Christus.“
Jesus Christus starb stellvertretend am Kreuz – für deine und meine Sünde. Er hat sein kostbares Blut vergossen – und dieses Blut hat dich nahegebracht. So kostbar war es ihm, dass du nahekommst. So wichtig war es ihm. So kraftvoll ist sein Opfer – dass es die Trennung zwischen dir und Gott eingerissen hat.
Und was bedeutet das nun für uns als Gemeinde – für Juden und Heiden gemeinsam?
Ab Vers 14 lesen wir:
„Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat.“ (Epheser 2,14)
Jesus ist unser Friede – nicht nur ein Friedensstifter. In einer Welt voller Streit, Konflikten und Auseinandersetzungen ist das eine gewaltige Zusage.
→ In Christus haben wir Frieden – auch mitten in einer kaputten, gefallenen Welt.
Denn in ihm ist die tiefste Feindschaft – die zwischen dir und Gott – beendet worden. Dort erfährst du wahren, bleibenden Frieden.
In Vers 14 lesen wir noch mehr über diesen Frieden. Es geht nicht nur um Frieden zwischen Juden und Heiden, sondern auch um Frieden zwischen Gott und dir. Die trennende Mauer ist gefallen. Wir sind eins geworden – und das aus zwei entscheidenden Gründen:
- Wir waren beide geistlich tot – Juden wie Heiden – wegen unserer Sünden.
„Keiner ist gerecht, auch nicht einer.“ (Römer 3,10) - Wir sind beide in Christus lebendig gemacht worden.
In und durch Jesus haben wir neues Leben empfangen.
Die Mauer im Tempel – ein Symbol der Trennung von Gott
Um das noch greifbarer zu machen, möchte ich das am Tempel in Jerusalem zur Zeit des Paulus verdeutlichen.
Dort gab es den Vorhof der Heiden. Er lag außerhalb des eigentlichen Tempelbereichs. Dazwischen stand eine etwa eineinhalb Meter hohe Trennmauer. Danach folgten 14 Stufen und schließlich die eigentliche Tempelmauer. Hinter ihr begann der Bereich, den nur Juden betreten durften.
Als Heide warst du ausgeschlossen. Du konntest den Tempel zwar sehen – aber nicht hineingehen. Du warst getrennt durch diese Mauer. Und auf ihr standen Warnungen – in Griechisch und Lateinisch, damit alle sie lesen konnten. Nicht nur: „Kein Zutritt“, sondern deutlich schärfer:
„Wer diese Grenze überschreitet, ist selbst schuld an seinem Tod.“
Zwei dieser Warnschilder wurden bei Ausgrabungen gefunden – eines davon steht heute in einem Museum in Istanbul.
Spannend ist auch, was wir in Apostelgeschichte 21 lesen: Paulus saß in Rom in Gefangenschaft und wartete auf seinen Prozess – unter anderem deshalb, weil man ihn fälschlich beschuldigt hatte, einen Heiden an genau dieser Trennmauer vorbei in den Tempel geführt zu haben.
Dort schreibt Paulus aus dem Gefängnis heraus an die Gemeinde in Ephesus – an Menschen wie vielleicht dich, die keine Juden sind und doch zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben.
Eins in Christus – Jesus schafft einen neuen Menschen
Er schreibt, dass Jesus aus beiden Gruppen – Juden und Heiden – einen neuen Menschen gemacht hat. In ihm sind beide eins geworden:
„indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften.“ (Epheser 2,15).
Und noch mehr: Durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz hat Jesus den geschuldeten Preis bezahlt, den das Gesetz forderte. Jetzt sind beide, Juden und Heiden, in einem Leib mit Gott versöhnt – durch das Kreuz. In der NGÜ-Übersetzung wird es so ausgedrückt: „Durch seinen eigenen Tod hat er die Feindschaft getötet.“
Auch in Galater 3,28 schreibt Paulus:
„Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau, denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.“
Ich habe dazu ein richtig gutes Zitat von David Guzik gelesen:
„Die Scheidewand des Zaunes ist verschwunden, weil die übergreifende Herrschaft größer ist als jede frühere Trennung. Wenn die Herrschaft Jesu Christi nicht größer ist als alle Differenzen, die du mit anderen hast – sei es politisch, hinsichtlich der Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, wirtschaftlich, sprachlich, geographisch oder was auch immer -, dann hast du nicht vollumfänglich verstanden, was es bedeutet, unter der Herrschaft Jesu zu stehen.“
Diese Wahrheit ist so wichtig für unsere Zeit. Wir erleben heute oft in Verunsicherung, Polarisierung, Feindschaft. Doch die entscheidende Frage ist: Welcher Herrschaft gibst du in deinem Leben mehr Raum? Der von Jesus – oder der von spaltenden Kräften? Ich bin überzeugt – und voller Hoffnung –, dass die Herrschaft Jesu größer ist als jede Trennung, die zwischen uns Menschen bestand.
Ein Beispiel: Neue Gemeinde in Nepal
Ich erinnere mich an eine Geschichte aus Nepal. In einem kleinen Dorf, in dem das hinduistische Kastensystem eine tiefe gesellschaftliche Trennung geprägt hatte, entstand eine Gemeinde. Brüder und Schwestern aus hohen und niedrigen Kasten fanden dort zum Glauben. Vorher wäre es undenkbar gewesen, dass sie gemeinsam in einem Raum sitzen, miteinander essen oder gar ein Haus teilen – so stark war die Trennung.
Aber durch Jesus kamen sie zusammen, sie beteten gemeinsam, feierten Abendmahl, tranken aus demselben Becher, aßen dasselbe Brot. Die übergreifende Herrschaft von Jesus ist größer als jede weltliche Trennung.
Eins in Christus – Versöhnt durch das Kreuz
Jesus hat in sich selbst aus zwei Gruppen einen neuen Menschen geschaffen und Frieden gemacht. Beide hat er durch das Kreuz mit Gott versöhnt. Es war ihm so wichtig, dass es ihn das Kreuz gekostet hat.
Und dann, in den Versen 17 und 18, lesen wir:
„Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen, und den Nahen; denn durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist.“
Jesus kam in diese Welt und verkündigte Frieden – den Fernen, Ausgeschlossenen, wie auch den Nahen. Schon Jesaja prophezeite:
„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der Frieden verkündigt, der gute Botschaft bringt, der das Heil verkündigt, der zu Zion sagt: Dein Gott herrscht als König!“ (Jesaja 52,7)
Die Botschaft von Jesus, das Evangelium vom Reich Gottes, war und ist: Frieden. Frieden zwischen Gott und uns Menschen – egal wie fern oder nah du dich fühlst.
Doch so friedlich diese Botschaft in ihrem Kern ist, sie wird nicht immer mit Frieden empfangen. Allzu oft stößt sie auf Unverständnis, Ablehnung oder sogar Feindschaft – manchmal reißt sie sogar Familien entzwei. Aber diese Reaktion ändert nichts an ihrem Inhalt.
Durch Jesus haben wir beide, Juden wie Heiden, Zutritt zum Vater – in einem Geist. Die ganze Dreieinigkeit wirkt hier zusammen:
- Zutritt zu Gott, dem Vater,
- durch Jesus, den Sohn,
- in einem Geist – dem Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns heiligt, damit wir dem Vater begegnen können.
Praktische Anwendung
Das lässt sich ganz praktisch auf unser Leben anwenden:
Vielleicht bist du noch fern von Gott. Du hast dich nie bewusst entschieden, Jesus nachzufolgen. Dann lade ich dich ein: Setze heute dein Vertrauen auf Jesus! Er ist derjenige, der dich – auch wenn du dich weit von Gott entfernt fühlst – ganz nah zu ihm bringen kann. Durch seinen Tod am Kreuz hat er Frieden geschaffen – auch für dich, wenn du ihm dein Leben anvertraust. Dann hat er die Mauer zwischen dir und Gott eingerissen. Es gibt nichts Besseres, als diese Versöhnung zu erleben.
Oder vielleicht folgst du Jesus schon, aber du fühlst dich trotzdem wie ein Fremder. Vielleicht bist du neu in Heidelberg oder in Deutschland, fühlst dich entwurzelt. Dann erinnere dich heute neu: Auch wenn du dich in dieser Welt manchmal fremd fühlst – für Gott bist du nicht mehr fremd.
Du gehörst dazu – zur Familie Gottes.