Unsere Identität in Christus
Zusammenfassung:
In dieser Predigt geht es um unsere wahre Identität, die wir nicht durch Beruf, Besitz oder Leistung finden, sondern allein in Christus. Paulus zeigt in Epheser 1,7-14, dass wir in Christus erlöst, vergeben, adoptiert und reich gesegnet sind. Diese neue Identität gibt uns Sicherheit, auch wenn alles andere wegbricht. Wir sind mit dem Heiligen Geist versiegelt, der uns garantiert, dass wir Gottes Erben sind. Deshalb sollen wir Gott loben, seine Gnade feiern und unser Leben auf diese ewige Wahrheit gründen.
Einleitung:
Wir als Gemeinde wollen eine Gemeinschaft sein, die in der Erkenntnis und der Liebe Christi wächst. Genau darum geht es auch in dieser Predigtreihe durch den Epheserbrief, die wir vor zwei Wochen begonnen haben. Es geht darum, dass dieses Wachstum in der Erkenntnis und in der Liebe Christi Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens hat: auf unsere Ehen, unsere Familien, unsere Freundschaften, unsere Arbeitsplätze und unsere Beziehungen insgesamt.
Wer bin ich? – Die Suche nach unserer wahren Identität
Heute wollen wir uns dafür eine grundlegende Frage stellen. Diese Frage hängt unmittelbar mit unserem geistlichen Wachstum zusammen: Wer bin ich?
Wir haben schon in den letzten zwei Wochen viel Zeit mit dieser Frage verbracht: Wer bin ich? Was macht mich aus? Wie sehe ich mich selbst und wie sehen mich andere? Immer wieder fragen wir uns das im Leben. Wir versuchen, uns über vieles zu identifizieren: über unseren Reisepass oder Personalausweis – da stehen Name, Geburtsdatum, Alter, Nationalität. Aber viel mehr identifizieren wir uns oft über unseren Beruf. Gerade hier in Deutschland ist es eine der ersten Fragen: „Was machst du beruflich?“ Wir Deutschen lieben es, uns über unseren Beruf zu definieren, über Karriere, unsere Position im Unternehmen, unser Einkommen. Auch über Hobbys und Interessen, über unser Auto oder das Haus, in dem wir leben.
All das sind Dinge, mit denen wir versuchen, diese Frage nach unserer Identität zu füllen. Aber gleichzeitig sind viele dieser Dinge nur verzweifelte Versuche, an der Oberfläche dieser Frage zu kratzen. Denn diese Frage geht eigentlich viel tiefer. Wir können uns dieser tiefen Frage stellen – oder wir versuchen, sie oberflächlich zu beantworten, indem wir uns über unsere Erfolge und Leistungen definieren, über Dinge, die vergänglich sind.
Doch was ist, wenn wir unseren Job verlieren? Wenn das Leben uns aus der Bahn wirft? Was bleibt dann? Wer sind wir dann? Was glauben wir, wer wir sind – und vor allem: wem glauben wir, wer wir sind?
Genau dieser Frage wollen wir im heutigen Bibeltext weiter auf den Grund gehen. Wir schlagen dafür Epheser 1,7-14 auf. Dieser Abschnitt ist die Fortsetzung der gewaltigen Einleitung des Paulus in diesem Brief an die Gemeinde in Ephesus und wahrscheinlich auch an die umliegenden Gemeinden in der Region. Diese Einleitung, die von Vers 3 bis Vers 14 im Griechischen ein einziger Satz ist, lädt uns ein in die Schatzkammer unserer Segnungen in Christus. Diese Segnungen durften wir in den letzten zwei Wochen bereits bestaunen.
Es heißt dort:
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Regionen.“ (Epheser 1,3)
Von der alten zur neuen Identität: Wer wir ohne Christus waren
Was bedeutet es, eine alte Identität zu haben – eine Identität ohne Christus? Es geht dabei um die Person, die wir waren, bevor wir erkennen durften, was Jesus am Kreuz für uns getan hat. Die Bibel spricht klar davon, dass wir in Christus durch sein Werk eine vollkommen neue Identität empfangen.
Paulus sprudelt in seiner Einleitung im Epheserbrief über vor Begeisterung. Er möchte den Ephesern zeigen, was Gott mit uns getan hat. In den letzten zwei Wochen haben wir bereits darüber gesprochen, was diese neue Identität in Christus bedeutet.
In Epheser 1,4 heißt es: „Er hat uns in ihm erwählt vor Grundlegung der Welt.“ Das bedeutet, wir sind erwählt.
In Vers 5 steht: „Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus.“ Wir sind also adoptiert, vorherbestimmt dazu, Kinder in der Familie Gottes zu werden.
Wir sind erlöst in IHM
Und nun in Vers 7:
„In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade“
Wir sind erlöst. Dieses Wort bedeutet, dass wir freigekauft wurden. Gott hat uns in Christus freigekauft aus der Sklaverei der Sünde. Dieses griechische Wort kommt aus der Handelssprache und wurde damals im Römischen Reich verwendet, wenn man einen Sklaven freigekauft hat – entweder um ihn aus einem Dienst zu lösen oder um ihn in einen anderen Dienst zu stellen.
Wir Menschen brauchen diese Erlösung. Wir alle sind versklavt in Sünde, durch unsere eigene Natur und unsere eigenen Entscheidungen. Wir haben vor dem heiligen und perfekten Gott versagt und Schuld auf uns geladen. Diese Schuld muss vollständig bezahlt und getilgt werden, damit wir vor ihm bestehen und wieder mit ihm vereint sein können.
Wir selbst haben jedoch nichts, was wir bringen könnten. Wir haben nicht die Kraft und auch nicht das Mittel, um uns selbst herauszukaufen. Deshalb brauchen wir jemanden, der für uns kommt und diesen Preis bezahlt. In Vers 7 heißt es, dass dieses Mittel „sein Blut“ war. Durch sein Blut wurden wir erlöst und freigekauft.
Wir sind nicht durch Jesu sündloses Leben erlöst worden, sondern durch sein Blut, das er am Kreuz für uns vergossen hat. Es geht dabei nicht um eine abergläubische oder mystische Wirkung seines physischen Blutes, sondern um sein stellvertretendes Opfer am Kreuz. Es kostete ihn sein eigenes Blut, damit wir Erlösung vor dem heiligen, gerechten Gott haben können.
Wir sind vergeben in IHM
Doch Vers 7 sagt noch mehr über unsere Identität. Dort heißt es:
„Wir haben die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade.“
Alles, was wir verbockt haben, alle Übertretungen gegen Gottes Gesetz und seinen guten Willen, wird uns in Christus vergeben. In Christus stehen wir nun als Vergebene vor Gott. Und das geschieht „nach dem Reichtum seiner Gnade“ – und nicht weil wir es verdient hätten. Gott hat diese Gnade reichlich über uns erfahren lassen. Dabei kam mir ein Bild in den Sinn:
Ich habe an Duschen gedacht. Weil wir dort unseren Körper reinigen. Als wir in Madrid waren, da hatten wir nur so eine Campingdusche. Da kam nur ganz spärlich Wasser raus. Es war schwer, das Shampoo aus den Haaren und die Seife von der Haut runterzuwaschen mit so ein bisschen Wasser, was da rausgetropft ist.
Auch in Nepal, wo wir als Familie waren, da hatten wir auch eine Dusche und so einen Warmwasserspeicher auf dem Dach, der sich über die Sonne erwärmt hat. Das bedeutete, es gab nur begrenztes Warmwasser, und fürs ganze Haus. Wir waren da vier Einheiten im Haus, und jeder musste aufpassen und nicht zu viel warmes Wasser verbrauchen, weil sonst der Nächste nichts mehr hatte. Man hat natürlich auf Sonnenschein gehofft. Das heißt, man hat gerade so viel Wasser gebraucht, damit es gerade gereicht hat, und dann schnell wieder ausgemacht.
Doch Gottes Gnade ist nicht wie ein Tropfen aus einer Campingdusche. In Vers 8 steht: „Die er uns überströmend widerfahren ließ in aller Weisheit und Einsicht.“ Gottes Gnade ist wie ein Wasserfall, der nicht aufhört, sondern uns überströmt. Sie hört nicht auf und reicht in aller Fülle.
Interessanterweise heißt es auch, dass Gott uns seine Gnade in aller Weisheit und Einsicht gab. Viele halten es vielleicht für unklug von Gott, schuldige Sünder mit dem Reichtum seiner Gnade durch das Blut Jesu reinzuwaschen. Wir selbst verstehen das nicht vollkommen, aber Gott tat es in seiner unendlichen Weisheit und Einsicht, die unseren Verstand übersteigt.