Lob sei dem Reichtum seiner Gnade

Zusammenfassung:

Die Predigt führt in den Epheserbrief ein, der eine wahre Schatzkammer geistlicher Segnungen in Christus ist. Paulus beginnt seinen Brief mit einer Selbstvorstellung, die seine Berufung als Ausdruck göttlichen Verlangens zeigt. Die Empfänger werden durch vier Merkmale beschrieben: heilig, gläubig, in Christus und in Ephesus – also geistlich verankert, aber inmitten einer herausfordernden Welt. Der Gruß „Gnade und Friede“ ist kein frommer Wunsch, sondern tiefes Evangelium. Im Lobpreis von Epheser 1,3 beginnt Paulus, die himmlischen Segnungen in Christus aufzuzählen, die uns bereits jetzt gehören. Die Einladung lautet: Bleibt in Christus – durch Gemeinschaft mit Gott und gehorsames Leben aus Liebe.

Der geistliche Reichtum des Epheserbriefs

Um den Wert zu verdeutlichen, was uns im Epheserbrief erwartet, habe ich zu Beginn eine Frage gestellt: Wo befindet sich die weltweit wertvollste Sammlung an Juwelen und Edelsteinen? Die Antwort lautet: im Tower of London. Dort gibt es eine Sammlung von etwa 100 Objekten, die zum britischen Königshaus gehören und insgesamt etwa 23.000 Edelsteine umfassen. Ihr geschätzter Wert liegt bei rund 7 Milliarden Euro.

Wäre es nicht begeisternd, sich diese Schätze einmal anzuschauen? Und wäre es nicht noch begeisternder, wenn ein Kunstexperte und Kenner da wäre, der uns die unvergleichliche Schönheit und den einzigartigen Wert der Objekte erklären und nahebringen kann?

Liebe Geschwister, ich freue mich so sehr auf das, was mit der neuen Predigtserie über den Brief an die Epheser auf uns wartet. Unser Herr Jesus möchte durch den Heiligen Geist und durch das Wort unsere Augen des Herzens erleuchten, sodass wir mehr von der unfassbaren Schönheit und dem einzigartigen Wert der Reichtümer Gottes in Christus sehen werden.

Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen (Epheser 1,18 Elberfelder)

Am Anfang einer solchen Serie ist es hilfreich, sich zu fragen: Was ist eigentlich unser Ziel damit? Noch besser ist die Frage: Was ist Gottes Ziel – des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes mit dieser Serie? Ich habe vier Ziele formuliert, die ich für zentrale Absichten Gottes mit diesem Brief halte:

  1. Wir kennen mehr von den Reichtümern, die uns in Christus geschenkt sind

  2. Wir erleben tiefere Anbetung Gottes, der uns begnadigt und überreich gesegnet hat

  3. Wir wachsen in der Sicherheit unserer Identität in Christus.

  4. Wir setzen die praktischen Anweisungen des Evangeliums um – in unserem Alltag, in der Gemeinde, in unseren Ehen und Familien, in unseren Arbeitsverhältnissen und in den geistlichen Kämpfen unserer Zeit.

Das sind große Ziele – aber wir haben auch einen großen Gott. Lasst uns deshalb gleich loslegen. Ich habe heute vor, die ersten drei Verse aus dem Epheserbrief zu betrachten – und ich hoffe, dass wir mit Gottes Gnade schon in diesen einführenden Versen viel lernen dürfen.

Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Regionen in Christus. (Epheser 1,1–3)

Gleich zu Beginn dieses Briefes erkennen wir eine typische Struktur antiker Briefe: Der Absender nennt sich selbst, dann folgen die Empfänger, schließlich ein Gruß. Das sehen wir besonders in den Versen 1 und 2. Paulus stellt sich hier vor, nicht einfach mit seinem Namen, sondern mit seiner Identität und Berufung. Und schon hier liegt so viel Gewicht in diesen wenigen Worten.

Paulus kennt seine Berufung

Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen… (Eph. 1,1)

Was bedeutet das? Paulus wusste, wer er war. Er kannte seinen Platz, seine Berufung, seinen Auftrag. Das ist auch für mich eine zentrale Frage: Weiß ich, wer ich bin? Wie bin ich als Mensch gemacht, welchen Charakter habe ich – aber noch viel mehr: Wem gehöre ich?

Paulus sagt nicht einfach, dass er Apostel ist, weil das sein Beruf wäre oder weil er eine besondere Stelle in der Kirche innehat. Nein, es ist seine Berufung. Apostel zu sein ist für ihn nicht nur irgend ein Job, sondern der Ausdruck seiner tiefen Identität: Gesandt zu sein – ein Botschafter im Namen Jesu Christi. Und diese Sendung kommt nicht aus eigener Initiative. Er ist nicht Apostel, weil er sich darum beworben hätte oder weil kein Besserer gefunden wurde. Es ist allein durch den Willen Gottes.

Der Wille Gottes: Ausdruck göttlicher Liebe

Und dieser „Wille Gottes“ ist kein kalter, mechanischer Entschluss. Das griechische Wort, das hier verwendet wird, lässt sich auch mit „Verlangen“ oder „Begehren“ übersetzen. Es war Gottes Herzenswunsch, Paulus zu berufen. Diese Berufung ist Ausdruck göttlicher Liebe und Entscheidung. Gott hat sich für diesen Mann entschieden, den er auf so kraftvolle Weise aus seinem alten Leben herausgerufen hat. Ich finde das sehr bewegend. Es fordert mich heraus, über mich selbst nachzudenken.

  • Kann ich – wie Paulus – sagen: Ich bin ein Jünger Jesu Christi, durch das Begehren Gottes? Bin ich gesandt?

Habe ich einen Auftrag von oben? Wird in meinem Leben sichtbar, dass ich Christus gehöre – dass ich sogar von ihm ergriffen bin, wie Paulus es an anderer Stelle ausdrückt? Und stimme ich mit Christus überein – in dem, was ich denke, sage, tue?

Die Autorität hinter der Botschaft

Diese Selbstvorstellung des Paulus ist nicht nur formal, sie ist theologisch tiefgründig. Denn sie gibt seiner Botschaft ein starkes Fundament. Er spricht nicht aus eigener Autorität, sondern im Namen dessen, der ihn gesandt hat. Diese Botschaft, die er bringt, ist so gewaltig, dass sie absolute Autorität braucht. Die Christen in Ephesus kannten Paulus – sie wussten um seine Berufung, seine Herkunft, seinen Wandel – und deshalb konnten sie seine Worte annehmen, als das, was sie wirklich sind: eine Botschaft von Christus selbst.

Lobpreis als Auftakt

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Regionen in Christus. (Eph. 1,3)

Hier beginnt Paulus mit einem Lobpreis – mit einer Doxologie. Noch bevor er theologische Inhalte entfaltet, stimmt er einen Lobpreis an. Warum? Weil alles, was folgt, aus dieser Haltung des Staunens und der Dankbarkeit heraus entsteht. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus wird gepriesen, weil er uns – also den Gläubigen – mit jeder geistlichen Segnung gesegnet hat. Nicht irgendwann, nicht vielleicht, sondern bereits jetzt – und zwar in Christus und in den himmlischen Regionen.

Das ist keine Theorie, sondern eine Wirklichkeit, die unser ganzes Denken über uns selbst verändern sollte. In Christus ist uns alles geschenkt worden, was wir brauchen – nicht irdisch oder materiell, sondern geistlich, ewig, himmlisch.

  • Dieser überreiche geistliche Segen ist nicht an Leistungen geknüpft, sondern an die Zugehörigkeit zu Christus.

Bin ich Jünger Jesu?

Beim letzten Mal hat Marc einprägsame Steckbriefe von verschiedenen Personen vorgestellt – kurze, prägnante Beschreibungen ihrer Identität. Diese Methode hat mich inspiriert und zu der Frage geführt: Können wir eigentlich auch so etwas über uns selbst sagen? Ich möchte dieses Gedankenspiel einmal mit meinem eigenen Namen durchspielen:

Martin, Jünger Jesu Christi, nach dem Begehren, nach dem empathischen Willen Gottes.

Dabei frage ich mich: Können wir wirklich – wie Paulus – von uns sagen, dass wir von Christus gesandt sind? Haben wir einen Auftrag „von oben“, einen göttlichen Auftrag, der unser Leben bestimmt?

Sichtbare Zugehörigkeit zu Christus

Noch weitergehend ist die Frage, ob es in meinem und deinem Leben sichtbar wird, dass wir Christus gehören. Oder – um es mit den Worten des Paulus auszudrücken – ob wir „von Christus ergriffen“ sind. Diese Formulierung ist noch viel schöner, weil sie eine innere Wirklichkeit beschreibt: Ich gehöre nicht nur zu Christus, sondern ich bin von ihm ergriffen – in meinem Denken, in meinem Reden, in meinem Handeln.

Das Ideal, das hier sichtbar wird, ist eine vollkommene Übereinstimmung mit Christus: Dass ich auch mit Christus übereinstimme in dem, was ich denke, was ich sage, was ich tue. Diese Vorstellung allein ist wunderbar.

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About the Author: Martin Briel